„Wir wollten die Art von klassischen, zeitlosen Liedern schreiben, die wir beide als Kinder mitgesungen haben. Für mich waren das The Chicks und Dolly Parton.“ Das ist der Songwriterin Jess Williamson aus Texas mit ihrer neuen Bandkollegin Katie Crutchfield (Waxahatchee) aus Alabama gelungen. Zusammen sind sie jetzt die Plains. Ihr Debütalbum brilliert mit himmlischem mehrstimmigem Gesang und Melodien, die sofort ins Ohr gehen. Viel bodenständiger als beim Indiefolk ihrer viel gelobten Soloalben schaffen sie das Kunststück, gleichzeitig nach kuscheligem Kaminfeuer und offenem Sternenhimmel zu klingen. Die Texte sind übliches Beziehungsdrama, andererseits stößt man auf Tolstois Anna Karenina jetzt auch nicht in jeder Nashville-Produktion. Mit dieser Mischung wurden sie zurecht „Album des Jahres“ beim Americana-Fachmagazin No Depression. Dabei hilft den Plains, dass sie zu der jungen Garde Songwriterinnen gehören, die keine Scheu haben, sich selbstbewusst zu vermarkten. Das Vinyl gibt es denn auch in sechs Farben, darunter Gold, Pink und Sonnengebräunt. Diesen Widersprüchen hält die Musik stand. Ein klasse Album, an dessen Harmonien man sich kaum satthören kann.
Martin Wimmer
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