Sounding Jewish in Berlin

Klezmer Music and the Contemporary City, Phil Alexander

26. August 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Phil Alexander ist Forschungsstipendiat der Britischen Akademie an der Universität Edinburgh, wo er auf musikalischer Basis historische schottisch-jüdische Interaktionen untersucht, die letztlich auch wichtige alternative Erzählungen über das britisch-jüdische Leben dokumentieren, Aspekte einer dynamischen, aber schrumpfenden jüdischen Gemeinschaft in Schottland. Darüber hinaus war er auch Mitbegründer des 2003 ins Leben gerufenen Quintetts Moishe’s Bagel, das seitdem bereits vier Alben veröffentlichte, wobei Alexander selbst das Piano spielt. 2015 vertonte die Gruppe den 1930 entstandenen Stummfilm Salz in Swanetien (Соль Сванетии), einen sowjetischen Propagandafilm, der die erfolgreiche Umsetzung des ersten Fünfjahresplanes der UdSSR bis in die entlegensten Ecken Georgiens dokumentieren sollte. Das vorliegende Buch ist im Prinzip eine Momentaufnahme von dreizehn Monaten, nämlich für den Zeitraum ab September 2013, in dem der Autor mit seiner Familie in Berlin lebte, in gleichen Hälften zuerst in Friedrichshain, dann in Kreuzberg. Eine Zeit gefüllt mit Beobachtungen in allen Richtungen oder kritischer Kulturanalyse, die etwa zehn Jahre davor oder auch danach vollkommen anders ausfallen könnte. Dabei bot sich zum einen insbesondere Klezmermusik an, weil Alexander ja nicht nur selbst in einer Band mitspielte, die „klezmerbeeinflusst, wenn auch weit entfernt vom „Traditionellen“ war, zum anderen, weil sich eine Stadt wie Berlin nicht erst durch die Wiedervereinigung in eigentlich immerwährender Aufbruchsstimmung befindet. Dem Autor gelang es, sich in einer verzauberten Welt zurechtzufinden, interviewte an die zwei Dutzend Musikschaffende. Eine umfangreiche Bibliografie sowie ein in anderen Veröffentlichungen oft vermisster Namensindex machen dieses Werk zu einer interessanten Lektüre.

Matti Goldschmidt

PHIL ALEXANDER: Sounding Jewish in Berlin : Klezmer Music and the Contemporary City. – Oxford : Oxford Univ. Pr., 2021. – 351 S.

ISBN 978-0-190064-43-3 – 58,00 EUR

Bezug: oup.com

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