„Wie soll man als Mensch sein in dieser Welt?“, fragte sich der weltbürgerliche Schwede Kristian Matsson mit dem augenzwinkernden Pseudonym The Tallest Man On Earth. Als mögliche Antwort präsentiert er hier sein schon siebtes Studioalbum, das diesmal bei dem kalifornischen Independent-Label ANTI- herauskam. Die erzwungene Isolation während der Coronapandemie wurde selbst diesem notorischen Eigenbrötler zu viel, sodass er diesmal mit einer Band aus befreundeten Musikern aufnahm. Das tat Titeln wie „Every Little Heart“ mit flirrendem Breakbeat oder „In Your Garden Still“, durch das sich ein beherztes Saxofonsolo schraubt, ganz gut. Auch Freunde von Bon Iver sind dabei: CJ Camerieri an Waldhorn und Trompete und Rob Moose an der Geige im Song „New Religion“. Zu den stärksten Momenten gehört das Titelstück „Henry St.“, welches er mit seiner relativ zarten Stimme nur zu sparsamer Klavierbegleitung vorträgt. Die Stimmung des Albums ist gewohnt melancholisch, wobei Matssons an Bob Dylan geschulte raue Stimme und sein meisterhaftes Spiel mit Open Tunings auf der Akustikgitarre (und bei „Major League“ auch auf dem Five-String-Banjo) heraussticht.
Imke Staats
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