Schlaflieder? Mit Schlafliedern singen Eltern ihre Kleinen in den Schlaf. Der Mailänder Gitarrist hörte sich nach der Geburt seines ersten Sohnes in Wiegenlieder der ganzen Welt ein und ließ ihn mit dem Klang seiner Akustischen samtweich einschlafen. Nicht nur. Wer die elf Stücke hört, wird in eine Welt ferner und zugleich vertrauter Welten und Gefühle, Aromen und Landschaften entführt. Wirklich bekannt ist nur „Duerme Negrita“, das Atahualpa Yupanqui entdeckt hatte. Jedes Lied lebt von seinen einfachen, einnehmenden Melodien. Allen wohnt eine besondere Ruhe inne. Bonetti erweiterte die Stücke mit seinem Fingerpicking und schuf daraus etwas Eigenes, blieb jedoch der jeweiligen Essenz und Stimmung treu. Fast alles nahm er solo im Studio auf. Im malischen „Makun“ begleitet ihn Cheikh Fall auf der Kora. Die beiden lassen mit der lieblichen Melodie vergessen, dass die Mutter im Lied ihr hungriges Kind, für das sie nichts zu essen hat, in den Schlaf singen will. Das karelische „Nuku Nuku“ beginnt mit einer einfachen Tonfolge. Danach imitiert Bonetti die finnische Kantele mit seiner Lapsteel-Gitarre. Da werden zumindest schlaftrunkene Erwachsene wieder hellwach. Schlaflieder, aber wie!
Martin Steiner
Anm.: Der Erlös der Verkäufe der CD kommt Eltern zugute, deren Kinder unter dem Lennox-Gastaut-Syndrom leiden. Diese seltene Form der Epilepsie führt Tag für Tag zu wiederholten Anfällen. Mit Hilfe eines speziellen Armbands, das der Künstler finanzieren hilft, werden die Eltern laufend über den aktuellen Gesundheitszustand der Kinder informiert, was sowohl ihnen als auch den Kleinen eine gewisse Selbständigkeit ermöglicht.
Val Bonetti
A World Of Lullabies (Felmay)
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