Konsequent und auf der Höhe der Zeit präsentiert sich die Sängerin, Songwriterin, Gitarristin und Schauspielerin Fatoumata Diawara auf ihrem neuem Album London Ko. Wie schon auf ihrer letzten Produktion Fenfo von 2018 hat sie wieder viele musikalische Gäste vereint. Der britische Sänger Damon Albarn, Kopf der Gruppe Blur, produzierte sechs Tracks mit und ist im ersten Stück „Nsera“ zu hören. Dieser gemeinsame Song ist auch Zeugnis einer langen musikalischen Verbundenheit der beiden Musiker. Weitere prominente Unterstützung erhält Diawara unter anderem von dem kubanischen Klaviervirtuosen Roberto Fonseca, bekannt durch den Buena Vista Social Club, von der nigerianischen Afropopsängerin und Aktivistin Yemi Alade, dem französischen Rockmusiker M sowie dem ghanaischen Rapper M.anifest. Die malische Ausnahmekünstlerin singt meist in ihrer Muttersprache Bambara. Ihre Texte sind eine Hommage an ihre Vorfahren und verarbeiten Erfahrungen aus ihrer Heimat, insbesondere die Rolle der Frauen und Kinder. Hier macht sie auch auf Konflikte der Gegenwart aufmerksam. Musikalisch lässt sich London Ko, Diawaras drittes Studioalbum, zwischen Afropop, Afrofolk und Afrofuturismus einordnen, also inmitten von Tradition und Moderne. Entstanden ist ein überaus vielseitiges Werk, das getreu dem eigenen Stil der Sängerin traditionelle afrikanische Musik mit Facetten aus Afrobeat, Jazz, Electro und Hip-Hop verbindet. Doch jetzt gewinnen zeitgenössische Klänge gegenüber den Rhythmen des Wassoulou und westafrikanischen Gesangstechniken die Oberhand. Fatoumata Diawara, eine der herausragenden Stimmen des Global Pop, hat hörbar das europäische Publikum im Visier. Ihr gelingt mit diesem Album eine perfekte Kombination aus synthetischen Sounds und traditionellen malischen Rhythmen. Eine Einladung zum Eintauchen in ein postmodernes Paralleluniversum. Bamako und London waren sich niemals näher als auf diesem Album.
Christoph Schumacher
Foto oben: Alun Be
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