Auf den Punkt: Brendan Erler, Geschäftsführer Trikont-Verlag

„Digitale Arbeitsweisen sind die Norm.“

8. Dezember 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Ist die CD in deinen Augen tot und überflüssige Verschwendung von Rohstoffen, wo man heute doch alles „online“ bekommt?

Würde man dieser Logik konsequent folgen, dürfte man auch kein Vinyl oder Buch mehr herstellen und sehr viel mehr, da unser ganzes Wirtschaftssystem auf Ressourcenausbeutung beruht.

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Sind Streamingdienste wie Spotify, Youtube oder Deezer aus deiner Sicht ein willkommenes Marketingtool oder zu verurteilendes Teufelswerk, weil nur die Großen verdienen und die Kleinen meist leer ausgehen?

Wie die Frage schon suggeriert, ist die Lage ambivalent. Die Streamingdienste sind für die Kunden bequem und bieten das Versprechen, potenziell die ganze Welt anzusprechen. Faktisch streamen die meisten Musiker aber nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Von den dürftigen Einnahmen ganz zu schweigen.

Welchen Stellenwert haben soziale Netzwerke inzwischen als Kontakt-, Info- und PR-Medium für dich und deine Arbeit, aber auch aus Sicht der Endverbrauchenden, der Musikschaffenden allgemein?

Die „sozialen“ Medien bieten die Möglichkeit, direkt mit Fans in Kontakt zu treten, und sind daher praktisch unersetzlich. Das ändert aber, analog zu Spotify, nichts an der allzu großen Marktmacht und dem sehr fragwürdigen Geschäftsgebaren der großen Digitalplayer bis hin zur Duldung (von Twitter oder Facebook) oder gar aktiven Verbreitung (Tiktok) politischer Propaganda.

Welche Rolle spielt Digitalisierung für dich persönlich in der Ausübung deines Jobs? Hat sie deine Arbeit verändert? Werden konventionelle Musikstudios bald überflüssig? Was ist mit dem klassischen Zusammenspiel einer Band live in einer Aufnahmesituation?

Digitale Arbeitsweisen sind die Norm. Analoge Musikstudios werden als Nische für Liebhaber (analog zur Schallplatte) erhalten bleiben.

Wie beeinflusst Digitalisierung aus deiner Sicht die Verfügbarkeit von Tabulaturen, Liedtexten mit Akkorden, Noten und andere Materialien. Sollte alles und jedes jederzeit frei im Internet verfügbar sein?

Ich fände es nicht nur technisch schwierig, Tabulaturen oder Lyrics im Netz zu verbieten.

Wie hat Digitalisierung deine eigene Musikrezeption beeinflusst? Wie hörst du heute Musik, wie nimmst du sie wahr und über welche Medien? Welche Streamingdienste bevorzugst du und aus welchen Gründen?

Die Schnelllebigkeit und der viel beschworene Informationsoverkill haben sicher zu einer gewissen Sprunghaftigkeit der digitalen Musikrezeption geführt. Ein geeignetes Gegenmittel ist das bewusste Auflegen einer analogen Schallplatte.

Aufmacherfoto:

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