Auf den PunktĀ #4: Uta Bretsch, PR-Beraterin

ā€žWir stehen mitten in einer Entwicklung, aber nicht an ihrem Ende.ā€œ

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8. Dezember 2022

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Lesezeit: 3 Minute(n)

Ist die CD in deinen Augen tot und Ć¼berflĆ¼ssige Verschwendung von Rohstoffen, wo man heute doch alles ā€žonlineā€œ bekommt?

Ende der Neunziger wurde Vinyl fĆ¼r tot erklƤrt, heutzutage die CD. Meine EinschƤtzung ist, dass es genauso viele CD- wie Vinylliebhaber gibt, und es daher bis auf Weiteres auch einen Markt fĆ¼r beide geben wird, auch wenn sich die Vertriebswege stark verƤndert haben und weiter verƤndern werden. Eine interessante Frage ist allerdings, ob Streaming und Downloads eine geringere ā€žVerschwendung von Rohstoffenā€œ darstellen. Es gibt Untersuchungen, dass durch die schiere Menge an Musikstreaming mindestens genauso viel CO2 anfƤllt wie durch die Herstellung und den Verkauf von CDs, Vinyl und Kassetten (ja, die gibtā€™s auch noch!).

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Sind Streamingdienste wie Spotify, Youtube oder Deezer aus deiner Sicht ein willkommenes Marketingtool oder zu verurteilendes Teufelswerk, weil nur die GroƟen verdienen und die Kleinen meist leer ausgehen?

Sie kƶnnen beides sein. Es kommt ein wenig auf die Musikgenres an, Ć¼ber die wir hier reden, denn Popmusik hat schon immer andere Marketingwege eingeschlagen als zum Beispiel Folk oder Jazz. Sich allerdings allein auf eine Marketingstrategie innerhalb dieser Dienste zu verlassen beziehungsweise auf nur einen dieser Dienste, egal in welchem Genre, halte ich fĆ¼r falsch ā€“ man muss nur an Myspace denken, um zu erkennen, dass wir mitten in einer Entwicklung, aber nicht an ihrem Ende stehen. Was sich darĆ¼ber hinaus unbedingt Ƥndern muss, ist die VergĆ¼tungsstruktur, die aktuell noch die GroƟen bevorzugt und die Kleinen benachteiligt.

Welche Rolle spielt Digitalisierung fĆ¼r dich persƶnlich in der AusĆ¼bung deines Jobs? Hat sie deine Arbeit verƤndert? Werden konventionelle Musikstudios bald Ć¼berflĆ¼ssig? Was ist mit dem klassischen Zusammenspiel einer Band live in einer Aufnahmesituation?

Ich mache diese Arbeit seit 1995. Damals haben wir noch wƶchentlich Newsletter per Fax sowie Fotos, Dias, VHS- und Beta-Kopien per Post an die Medien geschickt. Kontakt hielten wir per Telefon, E-Mails wurden ein- bis zweimal am Tag abgerufen. Die Digitalisierung hatte also einen immensen Einfluss, hat viel alltƤglich zu Verrichtendes erleichtert, anderes aber durch das weiƟe Rauschen des bestƤndigen, fĆ¼r uns vorgefilterten Informationsflusses in immer neuen KanƤlen erschwert. Eine Fokussierung auf neue Alben und neue KĆ¼nstler:innen ist daher immer schwieriger geworden. Ich mƶchte die Technologien zwar nicht missen, aber sehe uns in einem Zwischenstadium, in dem wir das weiƟe Rauschen sortieren lernen.

Was hƤltst du von der Option von Hybridkonzerten? WƤre es auch denkbar, bei grĆ¶ĆŸeren Veranstaltungen Musikerinnen oder Musiker per Videoleinwand als GƤste dazuzunehmen? Wie siehst du die Chancen und Mƶglichkeiten einer solchen Technologie?

Ich selbst habe in der Pandemie als Zuschauerin davon profitiert, weil zum Beispiel das Celtic-Connections.Festival im Januar 2021 eine grandiose Mƶglichkeit geboten hat, alle Konzerte zu streamen. Das Material war aus mehreren Kameraperspektiven sowie an unterschiedlichen, spannenden Veranstaltungsorten gedreht und somit in sehr guter QualitƤt. Viele Musiker:innen kƶnnen sich einen solchen Aufwand anstatt nur einer einzigen Kameraperspektive wahrscheinlich aber nicht leisten. Ob sich der finanzielle und personelle Aufwand lohnt, ein Festival neben Liveacts mit guter Hybridausstattung zu versehen, um so Musiker:innen zuzuschalten, die nicht vor Ort sind, bezweifle ich.

Wie hat Digitalisierung deine eigene Musikrezeption beeinflusst? Wie hƶrst du heute Musik, wie nimmst du sie wahr und Ć¼ber welche Medien? Welche Streamingdienste bevorzugst du und aus welchen GrĆ¼nden?

Ich habe relativ frĆ¼h Downloads Ć¼ber einen iPod genutzt, und da ich lange Jahre sehr viel unterwegs war, habe ich diesen damals revolutionƤr erscheinenden Weg schƤtzengelernt, meine Musikbibliothek einfach zu synchronisieren und immer dabei haben zu kƶnnen. Heutzutage nutze ich alle Wege ā€“ vom Plattenspieler Ć¼ber CDs, Downloads und Streams, aber das liegt sicherlich auch an meiner Arbeit. Was ich ebenfalls aus diesem Grund am wenigsten nutze, sind Streamingdienste, da ein groƟer Teil meines Tages daraus besteht, Produktionen von KĆ¼nstler:innen zu hƶren, mit denen ich aktuell zusammenarbeite.

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