Eliza Carthy aus der englischen „First Familiy of Folk“ hat ihr Ding schon immer dezent anders gemacht. Anlässlich ihres dreißigjährigen Bühnenjubiläums befragte sie ihre Fans ausgerechnet auf Twitter, welche Songs sie denn für eine entsprechendes Album völlig neu einspielen sollte, und heraus kamen 15 Tracks in satten 67 Minuten. Nun darf man bei Eliza Carthy generell keine gesetzte und beschauliche Musik erwarten, ganz gleich, ob es sich um Traditionals oder Selbstgeschriebenes handelt, und bei Neuinterpretationen eigener Songs erst recht nicht. Ausnahme vielleicht der letzte Track „Good Morning, Mr. Walker“, wo sage und schreibe sechzehn Gastmusizierende eine große Dancehall-Party zelebrieren. Wenn jedoch jemand Folkmusik von heute in Rockbesetzung plus Fiddle und Melodeon schafft, dann Carthy mit ihrem Quintett. Das geht ganz selten geradeaus los, vielmehr schlägt sie in jedem Song unzählige musikalische Haken, die der Produktion Tiefe geben. Oder mit anderen Worten: Auch beim neunten Hören entdeckt man Neues. Oder mit noch anderen Worten: Queen Of The Whirl ist garantiert nicht jedes Folkies Ding, aber in einem ist sich Eliza Carthy treu geblieben: Wer sich auf ihre Musik einlässt, wird reich belohnt.
Mike Kamp
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