Während in Brasilien die evangelikalen Fanatiker um Bolsonaro das Paradies ins Jenseits projizieren, meint Lucas Santtana, dass sich das Paradies im Diesseits befindet und wir verhindern müssen, dass es verlorengeht, denn im Jenseits gibt es kein zweites. Vergleichsweise deutlich sind daher die ökologisch mahnenden und bissigen Aussagen in Santtanas Texten. Musikalisch setzt er seine mit brasilianischer Percussion versetzte Verbindung von Singer/Songwriter und Electronica fort. Sein Klangbild hat höchstens noch bezüglich einer gewissen Coolness mit der einstigen Bossa Nova zu tun. Man hört zwar auch träumerisch-melancholische Sounds, aber oftmals anders konstruiert: Entweder sind es getragene Bläserklänge oder subtile Electronica-Tupfer, passend zur Ausdrucksform des Brasilianers. Trotzdem sich diese Musik meist sanft ins Ohr schleicht, spielt die Percussion eine große Rolle. Manche Titel sind sogar tanzbar. Mal blubbert der Beat, mal ist es ein Latinrhythmus. Als Fremdkompositionen tauchen Stücke von Jorge Ben oder Paul McCartneys „The Fool On The Hill“ auf, in welchem ein stärkeres rhythmisches Element eingebaut wurde. Einige Stücke hätte man früher ausblenden können.
Hans-Jürgen Lenhart
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