Auf ihrem neunten Album mit dem Titel „Jenseits der Angst“ ließen sich die sechs Tuaregmusiker auf eine Verbindung mit US-amerikanischem Country ein, die fast unauffällig mit ihrem typischen Wüstenblues verschmilzt. Der weltweiten Pandemie ist es geschuldet, dass die Produktion zu einer digitalen Netzarbeit wurde. Während die sechs Musiker von Tinariwen in einem mobilen Studio in der südalgerischen Oase Djanet die Basictracks aufnahmen, steuerten Daniel Lanois aus L. A., Fats Kaplin und Wes Corbett aus Nashville Pedal Steel, Geige und Banjo bei. Die amerikanischen Musiker lieferten gekonnt rhythmische und harmonische Zusätze zu den getragenen und tranceartigen Kompositionen. Die Texte sind voller poetischer Allegorien und rufen zu Einheit und Freiheit auf. Es sind Lieder des Kampfes und des Widerstands mit Verweisen auf die jüngsten politischen Umwälzungen in Mali und die zunehmende Macht der Salafisten. Tinariwen zeichneten sich schon immer durch ihre Furchtlosigkeit aus. Die Gruppe lässt uns spüren, dass die Kraft des Rock ’n’ Roll darin liegt – so Bob Dylan –, dass er uns „die Angst vergessen lässt“, uns die Kraft und die Widerstandsfähigkeit gibt, uns den Widrigkeiten zu stellen.
Christoph Schumacher
0 Kommentare