Aus einem Schicksalsschlag etwas Positives zu machen, ist alles andere als einfach. Einer derjenigen, die es dennoch geschafft haben, ist der Liedermacher Martin Bischoff. Vor vier Jahren entkam er aufgrund einer heftigen Erkrankung nur knapp dem Tod und kämpft bis heute mit Spätfolgen wie der vollständigen Wiederherstellung seines Gleichgewichtssinns. Zudem ist sein Hörvermögen stark beeinträchtigt: Auf dem rechten Ohr ist er komplett taub, auf dem linken hört er keine Höhen mehr – zweifellos eine der schlimmstmöglichen Einschränkungen, gerade für einen Musiker.
Text:, Foto: privat
Unterkriegen lassen wollte er sich davon jedoch nicht. „Ich ließ mich beim HNO-Arzt beraten und kam zu dem Entschluss, mich auf der rechten Seite mit einem Cochlea-Implantat versorgen zu lassen“, erzählt Bischoff. Auf dem linken Ohr reichte ein konventionelles Hörgerät. „Doch weder dieses noch ein Cochlear-Implantat mit dem dazugehörigen Knopf am Kopf sorgen dafür, dass man – schwups – wieder sofort richtig hören kann“, erklärt der Musiker. „Ich musste und muss immer noch viel lernen und üben und trainieren. Alles klingt doch sehr nach R2D2 oder Computer. Aber mittlerweile kann ich zum Beispiel Gitarren wieder nach ihrem Klang klassifizieren und nicht nur nach ihrem Preis.“
Eine inspirierende Begegnung im Sommer 2024 brachte Martin Bischoff, der sich als Liedermacher bisher nur auf Erwachsene konzentriert hatte, auf einen neuen Weg. Im Campingurlaub an der Nordsee lernte er die siebenjährige Malin kennen. Das Mädchen wurde gehörlos geboren und erhielt im Alter von einem Jahr beidseitig jeweils ein Cochlea-Implantat, dank derer sie hören und sprechen lernte. „Ihre Unbekümmert- und Aufgeschlossenheit imponierte mir sehr“, berichtet Bischoff. Er beschloss, ein Kinderlied für sie zu schreiben – und die Kreativität sprudelte wie von selbst. „Irgendwie schien der Text samt Musik als Geschenk rumgelegen zu haben, ich musste es nur noch entpacken“, erinnert er sich. Noch am Abend desselben Tages konnte er Malin und ihren Müttern eine erste Version vorspielen und stieß sofort auf Begeisterung.
Video zu „Knopf am Kopf"
Zurück zu Hause, wandte sich Martin Bischoff auf gut Glück an den Gitarristen und Flötisten Jens Kommnick. Anhand von Videoaufnahmen der ersten Liedversion am Campingplatz fragte er ihn, ob er nicht die passenden Klänge zu Text und Melodie spielen könnte. Kommnick sagte sofort zu, und nur wenige Tage später erhielt Bischoff seine Aufnahmen. Gemeinsam mit dem Drummer Tom K. Falkus und einigen Kindern aus der Nachbarschaft machte er sich an die Fertigstellung des Songs sowie eines Videos. Der Titel: „Knopf am Kopf“!
Aus der Not eine Tugend machen – Martin Bischoff hat es geschafft und am 1. Oktober 2024 sein neues Lied veröffentlicht. „Jetzt ist alles gut und mir schweben schon ein paar weitere Kinderlieder im Kopf herum“, freut sich der Musiker. Das Video zu „Knopf am Kopf“ inklusive dazugehörigem Text gibt es auf Youtube zu sehen. Weitere Informationen zu Martin Bischoff gibt es unter www.martinbischoff.de.
Dieser Beitrag ist ein kleiner Vorgeschmack auf den Schwerpunkt der folker-Ausgabe #1.25, „Musik und Gesundheit“.
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