Der Gitarrist und Sänger Amadou Bagayoko erblindete im Alter von fünfzehn Jahren aufgrund eines angeborenen grauen Stars. Während seines Musikstudiums am Institut für Junge Blinde in Mali lernte er seine spätere Ehefrau Mariam Doumbia kennen. Das Paar gründete 1980 die Band Mali’s Blind Couple, mit der sich die beiden zunächst lokal einen Namen machten. International bekannt wurde das Duo als Amadou & Mariam durch das Album Dimanche À Bamako, welches unter anderem mit einem Victoire de la Musique, dem französischen Äquivalent zum Grammy, und einem Award für Weltmusik des BBC ausgezeichnet wurde.
Das erfolgreiche Duo produzierte mehr als zehn preisgekrönte Alben. Das 2006 mit Herbert Grönemeyer gemeinsam als Titelsong der Fußballweltmeisterschaft präsentierte Lied „Zeit, dass sich was dreht“ wurde zum Welterfolg. Während das Duo seinen typischen malischen Blues für moderne Einflüsse öffnete, etablierte es in seiner fünfzigjährigen Karriere weltweit eine Botschaft der Vielfalt und Akzeptanz. Für 2025 war noch eine große Europatournee geplant.
Bagayokos letzter größerer Auftritt mit Doumbia war bei der Abschlussfeier der Paralympischen Spiele in Paris 2024, zuletzt spielten sie noch einmal im Februar beim Ségou’Art – Festival sur le Niger in ihrer malischen Heimat (ein Artikel zum Festival erscheint in der bevorstehenden Ausgabe #2.25 des folker). Auf La Vie Est Belle, dem letzten Best-of-Album von Amadou & Mariam, das im September 2024 erschien, heißt es: „Das Leben ist schön, / Schatz, du bist neben mir. / Wir gehen weg, wir lieben uns, / Schatz ich liebe dich.“ Im gleichnamigen Internetvideo wird die Welt durch die Musik des Duos wunderbar bunt.
Nun wird eine afrikanische Klangfarbe fehlen. Amadou Bagayoko wurde siebzig Jahre alt. Er hinterlässt seine Frau und drei Kinder, darunter seinen Sohn Sam, der ebenfalls Musiker ist.
Christoph Schumacher
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