Es ist wohl nicht übertrieben, Stella Chiweshe die wichtigste Künstlerin der simbabwischen Musikgeschichte zu nennen. Als sie 1966 begann, die Mbira, das Daumenpiano, zu erlernen, stieß sie auf massive Widerstände. Die Behörden der damaligen britischen Kolonie Rhodesien versuchten, kulturelle Aktivitäten der schwarzen Mehrheitsbevölkerung möglichst weitgehend zu beschränken. Und in Chiweshes Umfeld stieß der Gedanke, dass eine Frau dieses spirituelle Instrument spielen würde, auf massive Ablehnung, ermöglicht es doch den so überaus wichtigen Kontakt mit den Ahnen.
Nachdem sich diverse Lehrer geweigert hatten, sie zu unterrichten, überzeugte sie schließlich ihren Großonkel. Bald schon konnte sie mit den männlichen Spielern mithalten. Anfang der Achtziger, als sie im gerade unabhängig gewordenen Simbabwe endlich weithin akzeptiert wurde, erregte sie erneut Aufsehen, als sie ihr Instrument verstärkte und sich von E-Bass und Schlagzeug begleiten ließ.
Seit dem Ende des Jahrzehnts spielte sie immer öfter in der Bundesrepublik und trat auch in der DDR auf. Berlin wurde ihre zweite Heimat, zumal ihre Tochter Virginia, die künstlerisch in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten war, sich in der deutschen Hauptstadt niedergelassen und Chiweshe selbst einen Berliner geheiratet hatte.
Für Stella Chiweshe gab es in Harare eine große Beerdigungszeremonie auf Kosten der simbabwischen Regierung.
Wolfgang König
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