Das Malzhaus in Plauen ist nicht nur das älteste noch erhaltene Gebäude der Stadt, sondern auch eine Bastion der Folkmusik in Deutschland. Es kann mit Recht als die Wiege des ostdeutschen Folkrevivals angesehen werden, fanden doch Bands wie Folkländer, Wacholder oder Landluper hier zusammen. Nach seiner staatlich verordneten Schließung und der Wiederbelebung nach der Wende fand es zu altem Glanz zurück. Große Namen gastierten hier. So gab etwa Rio Reiser sein letztes Konzert in Plauen.
Doch das Team um Ute Gotter und Uli Wolff verlor nie den Fokus Folk und Weltmusik aus den Augen. Schillerndes Aushängeschild dafür ist der Folkherbst, der seit 1992 in der Verleihung des Eisernen Eversteiners seinen alljährlichen Höhepunkt findet. Die Preisträgerliste dieses renommierten europäischen Weltmusikpreises liest sich wie das Who’s who der Szene – unter anderem darunter Garmarna aus Schweden, die Poozies aus Schottland, Dikanda aus Polen, die Amsterdam Klezmer Band, die Folkdestille Jena, Hotel Palindrone aus Österreich, Les Yeux d’la Tête aus Frankreich, Dreamers’ Circus aus Dänemark, Dobranotch aus Russland und viele andere mehr (www.malzhaus.de/folkherbst/preistraeger).
Jetzt haben sich Gotter und Wolff in den Unruhestand verabschiedet und das Ruder übergeben. Die neuen Macher heißen Christian Dressel und Chris Trautenbach. Sie entstammen eigentlich der Indieszene, fühlen sich der Tradition des Hauses aber durchaus verpflichtet. Auch am Konzept des Folkherbstes werden sie festhalten. Durch Pandemie und Kostenexplosion im Veranstaltungssektor muss das Projekt sich aber neu aufstellen, was die Malzhäusler auch als Chance verstehen. So sollen künftig die Kandidaten für den Eversteiner nicht mehr anhand eines aufwendigen Bewerbungsprozesses ermittelt, sondern von einem Expertengremium aus Musikschaffenden, Agenturen und Medienmenschen – zu denen auch der folker gehört – vorgeschlagen werden. Die Vorschlagsliste für 2026 ist eingereicht und man darf gespannt sein, wer die Auserwählten sein werden.
So gehen Haus und Preis in eine neue Runde, und die Eversteiner für das kommende Jahr werden bereits poliert. Derweil befindet sich die Ausscheidung für 2025 – noch nach altem Muster – in vollem Gange. Ein Wertungskonzert findet am 29. November noch statt, im Rennen sind diesmal unter anderem Vigüela aus Galicien, das japanisch-deutsch-australisch-griechische Projekt Mitsune sowie die „Coverfrau“ der folker-Ausgabe #4.24, Kim Carnie aus Schottland mit Band. Mögen die Besseren gewinnen!






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