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Mit Margareth Menezes kommt nicht nur eine der mitreißendsten und bekanntesten Samba-Reggae-Sängerinnen Brasiliens nach Berlin (25. Juli) und Frankfurt am Main (30. Juli), sondern auch die erste Kulturministerin Brasiliens nach sechs Jahren, in denen das Amt abgeschafft war. Ihr Auftritt symbolisiert insofern auch die Rückkehr Brasiliens auf die Konzertbühnen Europas, nachdem Gastspiele dortiger Stars zuletzt immer seltener wurden.
In den Achtzigerjahren gehörte Menezes zu den ersten, die die Musik des Straßenkarnevals in Bahia auf die Konzertbühnen brachte. Ihre Axé-Musik bewegt sich zwischen Samba und brasilianischem Pop. 2022 wurde sie von der Initiative Most Influential People of African Descent (MIPAD) als eine der hundert einflussreichsten schwarzen Menschen der Welt ausgezeichnet.
Eine Karnevalssängerin als Kulturministerin? Was in Deutschland unvorstellbar ist, geschieht in Brasilien schon zum zweiten Mal. Nach Superstar Gilberto Gil (2003-2008) wurde im Januar 2023 nun Margareth Menezes vom neuen Präsidenten Lula da Silva in das Amt berufen, und das nicht von ungefähr. Eine populäre schwarze Frau, die direkt aus der Musikszene kommt, ist die richtige Antwort auf die kulturverachtende Abschaffung des Kulturministeriums unter dem rechtsnationalistischen Präsidenten Jair Bolsonaro und dessen Vorgänger Michel Temer. Ausgerechnet Brasilien, das in kultureller Hinsicht bekannteste Land Lateinamerikas, leistete sich damit eine Art Zerschlagung der kulturellen Identität.
Eine große Aufgabe wartet nun auf Menezes, doch hat sie sich in Brasilien ebenso zäh in die erste Riege der Musikstars vorgearbeitet. Die 1962 in Salvador de Bahia geborene Sängerin begann ihre Karriere im Karneval von Bahia, aber auch als Theaterschauspielerin. Talking-Heads-Sänger David Byrne wurde auf sie aufmerksam, produzierte ihr zweites Album Elegibô. Damit hatte sie internationalen Erfolg und stand elf Wochen auf Platz eins in den amerikanischen Weltmusikcharts, noch bevor ihre Musik in den restlichen Teilen Brasiliens außerhalb Bahias publik wurde. Mit ihrer energetischen Musik konnte sie danach weltweit touren, kam zum Beispiel 1995 auch nach Deutschland. Im gleichen Jahr luden Marisa Monte, Carlinhos Brown und Arnaldo Antunes sie als Gast zu ihrem Tribalistas-Projekt ein. Brown hatte schon 2001 Menezes’ Album Afropopbrasileiro erfolgreich produziert, und 2003 landete sie mit der Auskopplung „Dandalunda“ einen riesigen Karnevalshit in Brasilien.
Auf jeden Fall bringt Margareth Menezes mit ihrem Sambareggae noch einmal die Musik zurück, die den meisten als die letzte große Nummer aus Brasilien in Erinnerung sein dürfte.
Hans-Jürgen Lenhart
www.margarethmenezes.com.br/internacional-en
www.prime-tours.com
Termine:
25.07.24 Berlin, Haus der Kulturen der Welt (Tickets)
30.07.24 Frankfurt, Palmengarten, Musikpavillon (Summer in the City Festival des Mousonturms; Tickets)
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