Mit Borrowed Time Bonanza veröffentlicht das Sextett aus Antwerpen sein außergewöhnliches Debüt. Der auch inhaltlich aussagekräftige Stilmix aus Indie, Country und Folk braucht angloamerikanische Vorbilder nicht zu scheuen. Sänger und Gitarrist Steve Leon, der das Album ohne Zeitdruck in seinem eigenen Studio aufgenommen und mit Bob Macc (Mastering) analog auf 16-Spur-Band produziert hat, stand dem folker Rede und Antwort.
Text: Frank Keil; Fotos: Koen Van Buggenhout
War Musik in deinem Elternhaus präsent? Oft ist der Weg zum Berufsmusiker nicht leicht und verläuft über Umwege. Wie war es bei dir?
Ich stamme nicht aus einer musikalischen Familie. In meiner Kindheit lief in unserem Haus kaum Musik. Ich erinnere mich, dass mein Vater eine Beach-Boys- und eine Creedence-Clearwater-Revival-Kassette im Auto hatte, die er sehr mochte. Aus dem Radio blieb mir „Walk On The Wild Side“ von Lou Reed nachhaltig in Erinnerung. Mein Taschengeld habe ich für CDs und eine Gitarre gespart, die ich mir dann mit fünfzehn gekauft habe. Bis heute spiele ich Musik auf semiprofessioneller Basis. Ich habe einen Teilzeitjob, der mir eine gewisse finanzielle Sicherheit gibt. Auf diese Weise kann ich alle musikalischen Entscheidungen frei treffen. Von dem Moment an, als ich eine Gitarre in die Hand bekam, begann ich in Punkbands zu spielen. Über The Clash fand ich dann den Weg zu Reggae und spielte bei den Spellbreakers.
Um welche Themen drehen sich deine Texte auf dem Album?
Die Texte dieses Albums wurden von einem Leben in einer Post-Pandemie-Welt geprägt. Sie sind eine ehrliche Auseinandersetzung mit meiner inneren Welt und den Beziehungen zu anderen beziehungsweise zwischen anderen Menschen.
„Wir maximieren das dynamische Potenzial der Besetzung.“
Kannst du zwei, drei Lieblingstitel auf dem Album nennen?
Meine persönlichen Favoriten sind „Bound To Break“, „Live Every Day“ und „Fiction“. Für mich sind das die drei stärksten Songs auf dem Album. Zusammen vermitteln sie einen guten Eindruck davon, worum es uns als Band geht. Die werden wir sicher auch bei den kommenden Liveshows in Belgien, den Niederlanden und in Deutschland im Frühjahr spielen.
Das Album wurde in deinem eigenen Studio aufgenommen. Schätzt Du auch hier die Unabhängigkeit?
Auf jeden Fall. Ich bin so weder von Studiozeiten noch von Studiomieten abhängig. Allerdings produziere ich dort hauptsächlich eigenes Material und nur gelegentlich den ein oder anderen Titel für Freunde.
Abschließend noch eine Frage zum außergewöhnlich schönen Retrocover. Wer hat es sich ausgedacht und umgesetzt?
Mila und ich fanden das alte Spielzeug, also die Cowboys, das Fort und die Dinosaurier auf einem Flohmarkt. Es passte perfekt zum Ende-der-Welt-Verweis des Albumtitels. Ein Freund von mir, der Fotograf Koen Van Buggenhout, hat dann die Fotos für das Cover aufgenommen.
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