Engagement und Herzblut

Das Elztalfestival für Kunst und Kultur

11. März 2025

Lesezeit: 4 Minute(n)

Die Lage ist für ein kleines, feines Festival traumhaft schön. Nahe der Ortschaft Roes im rheinland-pfälzischen Landkreis Cochem-Zell liegt das Tagungszentrum Brückenmühle, direkt am Ufer des Flüsschens Elz, an einer von großen Bäumen umstandenen Flussaue im Elztal. Längere Zeit lag die Brückenmühe brach, ehe sie 1997 vom heutigen Besitzer Dietrich Papp übernommen wurde, der ihr Potenzial erkannt hatte und sie in eine Seminar- und Kulturstätte umbaute. Mit wenig Geld, dafür umso mehr Herzblut und Engagement von Freundinnen und Freunden wurde die Mühle nach über zehntausend Stunden investierter Arbeit aus dem Dornröschenschlaf erweckt.

Text: Ulrich Joosten; Fotos: Doris Joosten

„Direkt an der Mühle vorbei fließt die Elz, und der Jakobsweg passiert unmittelbar daneben das umliegende Vogelschutzgebiet. Es ist unter anderem diese reine Natur rund um das Haus, die unsere Gäste so glücklich macht“, sagt Dietrich Papp. „Die Brückenmühle liegt idyllisch in einem kleinen Eifeltal. Ein idealer Platz für Bildung, Kultur und absolute Entspannung!“

Die Coronakrise trifft die Tagungsstätte hart und die Seminararbeit sowie die in die Seminare einfließende Kulturarbeit kommen vorerst zum Erliegen. Doch die Pandemie bringt Papp auf die Idee, sobald es erlaubt wird, ein „eintägiges kleines Fest für Kunst und Kultur zu veranstalten, um Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit zu bieten aufzutreten, unter dem Motto: ‚Wir sind wieder da, ihr könnt uns wieder buchen.‘“ Papp spricht etliche Kulturschaffende an, die diese Idee gut finden und sogar bereit sind, auf Gage zu verzichten.

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„Dietrich rief mich an“, erinnert sich Co-Veranstalterin Monika Beck, „und sagte: ‚Ich mach am zweiten Samstag nach Corona ein Fest für die Künstler, bist du dabei?‘ Da hab ich sofort Ja gesagt, und es hat sich ergeben, dass wir beide die Planung übernommen haben.“ Papp und Beck kennen sich viele Jahre, seit die studierte Violinistin für ihre Hochzeit eine Gästeunterkunft suchte und in der Brückenmühle fündig wurde.

Monika Beck und Dietrich Papp

 

Aus der Freundschaft entsteht ein ideales Gespann, um das erste Festival auf die Bühne zu bringen. „Wir nannten es ‚Solidaritätsfest für Kunst und Kultur‘,“ erzählt Beck. „Uns war von Anfang an wichtig, dass wir jegliche Kunstform mit reinnehmen, etwa auch bildende Kunst, sodass für jeden etwas dabei ist. Wir möchten dem Publikum Horizonte öffnen und Künstler und Künstlerinnen nahebringen, die man sich sonst nicht ohne Weiteres angehört oder angeschaut hätte.“

Rund neunzig Besucher zieht es 2020 zu der Veranstaltung, die mit zwanzig Kulturschaffenden aus Deutschland und zwölf Stunden Programm Kultur am Stück auf die Bühne bringt und schon die inhaltliche Ausrichtung der künftigen dreitägigen Elztalfestivals erkennen lässt: Das Publikum ist von der Programmvielfalt mit verschiedenen Musikrichtungen – von Klassik über Jazz und Pop bis hin zu Folk und Weltmusik –, von Clownerie, Kabarett und Theater sehr angetan.

„Am Abend nach dem ersten Fest haben Monika und ich uns gesagt: Das kann keine Eintagsgeschichte sein, daraus soll ein Festival werden. Entscheidend ist“, resümiert Papp, „dass aus den Anfängen des Kulturfestes die Festivalidee entstanden ist, weil so was an die Mühle gehört, denn das Gelände bietet sich einfach dafür an. Seitdem haben Monika und ich zu einer wunderbaren Zusammenarbeit gefunden, bei der wir uns die Bälle gegenseitig zuspielen. Dabei ist ein Konzept entwickelt worden, das wir beide jährlich weiterentwickeln.“

Spontansession mit Manfred Pohlmann (mi.) und Dirko Juchem (re.) beim Festival 2024

 

Sehr zur stimmungsvollen Atmosphäre und zum Wohlfühlfaktor des Festivals trägt neben der einmaligen Lage ein liebevoller Blick fürs Detail bei. Es gibt Tischdekorationen mit Blumen und Früchtetellern, sogar eigene Bierdeckel im fantasievollen Corporate Design der Veranstaltung. Plakate und Programmhefte, Bühnendekoration, Aufkleber, T-Shirts – „alles kommt aus einer Hand“, so Papp.

„Wir haben eine wunderbare junge Frau, eine studierte Kunstdesignerin, die für uns die Entwürfe macht. Isabel Baron arbeitet mit Leidenschaft daran, unsere Ideen in Bilder und Grafiken umzusetzen. Sie leistet eine tolle Arbeit mit dem Gesamtkonzept der visuellen Darstellung des Festivals.“

Zu einem „Festival der Solidarität“ passt der Kulturpreis Elzi, der nicht verliehen, sondern verlost wird. Monika Beck erläutert das Konzept: „Wir haben uns überlegt, einen Preis auszuloben. Wir möchten aber nicht werten, denn das Genreübergreifende macht es schwer, so unterschiedliche Künstler und Künstlerinnen zu vergleichen. Insofern lassen wir das Losglück entscheiden, weil wir alle, die bei uns auf der Bühne stehen, gleich wertschätzen.“ 2024 ging der Elzi an Bariton Günther Stolarz im Duo mit der Akkordeonistin Isabel Schumann.

„Wir möchten dem Publikum Horizonte öffnen.“

Mit dem jährlichen Motto richtet sich das Elztalfestival, sagt Beck, „immer ein bisschen danach, welchen Slogan der Kultursommer Rheinland-Pfalz vorgibt. Für 2025 lautet dieser: ‚Forever Young?‘. Wir haben den Schwerpunkt dabei etwas anders gesetzt, auf die Generationenvielfalt, das Generationenübergreifende.“

Zum ersten Mal wird es 2025 neben der Hauptbühne eine zweite fest installierte Bühne geben, um die Logistik zu vereinfachen. „Sie soll unter anderem für kurze Theaterstücke zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Beck. Und Dietrich Papp ergänzt: „Wir wollen ja die gesamte Breite von Kunst und Kultur darstellen, und der Umbau auf einer Bühne von einer Band zu einem Theater ist fast nicht möglich. Diese Theaterbühne ist ein Gewinn für das Festival.“

Elztalfestival, Gelände

Das Elztalfestival ist auch ein Fest der Begegnungen und des Austauschs, sagt Papp. „2023 haben wir gesehen, dass hier neue Freundeskreise entstanden, Formationen mit Leuten, die sich hier kennengelernt haben und jetzt miteinander Kunst oder Musik machen wollen. Es liegt uns am Herzen, dass dieses Festival die Menschen zusammenbringt, sie anregt, Gemeinsamkeiten und Freundschaften zu finden. Das ist uns wichtig.“

Die diesjährige Ausgabe findet vom 13. bis 15. Juni statt, ihr Kommen angekündigt haben unter anderem Klaus der Geiger, Marion & Sobo Band, Miriam Hanika, La Fanfare Moussaka, Kapelsky und The Real Comedian Harmonists.

www.elztalfestival.de

www.brueckenmuehle.de

Fanfare Moussaka beim Festival 2024

Foto: Doris Joosten

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