Auf geht’s

Monika Drasch

11. Juni 2023

Lesezeit: 5 Minute(n)

Geboren 1965, wuchs Monika Drasch in Niederbayern auf und studierte nach dem Abitur in München „auf Lehramt“. Vielen ist sie lediglich als kurzbehoste, freche Pippi Langstrumpf mit grüner Geige bekannt. Zusammen mit Otto Göttler und Josef Brustmann beschäftigte sie sich auf diese Weise im Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinn auf neue, kritische Weise mit bayerischer Volksmusik. Nach der Auflösung des Trios wandte sie sich eigenen Ideen zu, entwickelte neue, teils stilübergreifende Bühnenprogramme zu verschiedenen Themen. Ihr aktuelles Programm „Auf geht’s – eine himmlische Musikrevue“ mit Martin Danes und Johannes Öllinger stellt die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt.
Interview: Ulrike Zöller

Du hast Nachhaltigkeit von klein auf in deiner Herkunftsfamilie gelebt …

Aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof in Hub bei Hengersberg. Natürlich hat damals noch niemand von Nachhaltigkeit geredet. Man hat halt aufgepasst auf das, was man hat, das war völlig selbstverständlich, beispielsweise beim Duschen – wir haben ja unseren eigenen Brunnen gehabt. Wir haben einfach sparsam leben müssen, aber mir ist nichts abgegangen.

Du warst auf dem Musischen Gymnasium St. Gotthard, das von dem benediktinischen Kloster Niederaltaich getragen wird. Der damalige Abt des Klosters, Emmanuel Jungclaussen, begann ab 1994, sich mit Donausegnungen gegen den geplanten Ausbau der Donau und die drohende Zerstörung der Flusslandschaft zu wehren. Hat dieser „Geist“ etwas in dir bewirkt?

Was uns vor allem beigebracht worden ist, war der Respekt vor der Schöpfung. Dass das etwas Politisches war, darüber habe ich mir lange Zeit keine Gedanken gemacht. Das ist erst mit dem Jodelwahnsinn gekommen. Wo wir uns mit der kranken Mutter Erde, dem Plastikwahnsinn oder mit dem Bauernhofsterben beschäftigt haben, das mich damals sehr berührt hat.

Wer dich von früher als aufgedrehte, aufmüpfige Bühnennudel kennt, ist vielleicht überrascht, dass deine jetzigen Programme und Aufrufe zur Nachhaltigkeit neben dem gewohnten Humor auch große Anteile an Ernsthaftigkeit haben – und dass du bei deinen Liedern immer wieder christliche Metaphern verwendest. Dein letztes Album erschien beim Michaelsbund, dem katholischen Medienhaus des Bistums München. Wo du zudem einmal im Monat mit einem Podcast zu hören bist, in dem du historische, religiöse oder Lieder über die Natur erklärst.

Ich schätze die Arbeit dieser sich für Frieden und Nachhaltigkeit engagierenden Leute sehr. Sie geben mir die Gelegenheit, meine Anliegen vorzutragen. In der Juniausgabe des Podcasts beispielsweise ist der Sonnengesang des heiligen Franziskus zu hören. Oft hänge ich auch Strophen über diese Themen einfach an andere Lieder oder Gstanzln an.

Und wie kommt es, dass du inzwischen Nachhaltigkeit zu einem zentralen Thema deiner Bühnenprogramme gemacht hast?

Dazu hat mich eine ganz tolle Frau angeregt. Josefine Anderer ist Klimaschutzmanagerin des Landkreises Starnberg. Sie hat ebenfalls die Verbindung zwischen Spiritualität, Natur, Nachhaltigkeit und Verantwortung hergestellt und mich gefragt, ob ich zu den siebzehn Zielen für nachhaltige Entwicklung ein Programm machen will. In der Vorbereitung hat mich das Buch Mensch Erde! von Eckart von Hirschhausen fasziniert und verändert. Das ist alles so fundiert, und er sagt ja selbst, dieses Buch sei sein wichtigstes.

Allan Taylor und Monika Drasch

Foto: Dr. Christian Pacher

Wie bist du programmatisch, musikalisch und textlich an diese Unternehmung herangegangen?

Zunächst habe ich mir die siebzehn Ziele aufgeschrieben – die sind im Netz sehr gut aufbereitet, mit Ideen zu den einzelnen Zielen und mit Zitaten von prominenten Persönlichkeiten. Die ich teilweise auch für mein Programm übernommen habe. Und dann habe ich überlegt, welche Lieder zu welchen Zielen, Zitaten und Gedanken passen. Beispielsweise der „Radl-Jodler“ zu einem Hirschhausen-Satz: „Die eigentliche Verkehrswende könnte darin liegen, sich zu bewegen, aber nicht weit fort, sondern auf sich selber zu.“ Manchmal sind es ganz einfache Lieder wie „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ zusammen mit dem Gedanken, dass das Weltall schon lange nicht mehr Allgemeingut ist, weil so viele Satelliten hinaufgeschossen werden, dass es ganz gruslig ist. Es geht aber auch um die Schöpfung an sich, mit traditionellen bayerischen Liedern oder mit einem orthodoxen Marienhymnus. Es geht um den Frieden – da passen dann die „99 Luftballons“ hinein, von denen alle nur die erste Strophe kennen, aber das Lied geht dann ja unglaublich weiter mit den „99 Kriegsministern“ …

Die siebzehn Ziele fordern ja auch Wohlstand beziehungsweise Bescheidenheit für alle, ein Thema, mit dem du dich schon länger auseinandersetzt, das du deinen Kindern auch vorlebst. Neulich habe ich dich zum Beispiel mit einer schönen blauen Strickjacke getroffen. Auf die Frage, woher sie sei, hast du geantwortet: „Mei, die hat mei Bua verwachsen, jetzt trag’s i.“

Ja, das Thema Wohlstand – oder Immermehrhabenwollen –, das beschäftigt mich schon länger. Bei den siebzehn Zielen gibt es ein schönes Zitat: „Das Problem ist nicht, dass wir mehr Wohlstand wollen. Das Problem ist, dass wir Wohlstand durch materiellen Besitz definieren.“ Und da hab ich ein paar Lieder zu drin: „Froh zu sein bedarf es wenig“, „Die Zufriedenheit“ von Mozart oder ein Lied über ein konsumquengelndes Kind.

„Letztlich geht es bei dem ganzen Thema um den Wert der Liebe zur Schöpfung und der Nächstenliebe.“

Diversität ist ja auch ein großes Thema bei den Zielen zur Nachhaltigkeit. Du selbst engagierst dich bereits seit Längerem dafür – zum Beispiel hast du für die Förderschule deiner Tochter Künstler und Künstlerinnen wie Axel Hacke, Luise Kinseher oder Senta Berger vermittelt.

Wenn man die „Behinderten“ sieht und mitdenkt, dann ist die Welt so viel reicher! Und für mich ist die Welt durch die Beschäftigung mit der Schule und dieser Welt um das doppelte größer geworden.

Vielleicht bekomme ich deshalb immer Gänsehaut, wenn ich die Youtube-Aufnahme von dir und Allan Taylor sehe, in der ihr miteinander „Crazy Man“ auf Englisch und Bayerisch singt.

Da geht es ja auch um Respekt vor der Diversität, wenn wir von dem Mann singen, den in seiner Andersartigkeit keiner versteht, von dem man aber annimmt, dass er weiß, wie es weitergehen soll. Und er schaut nur in die Ferne und sagt: „I hob no koa Antwort.“ Ja, mei, letztlich geht es bei dem ganzen Thema um den Wert der Liebe zur Schöpfung und der Nächstenliebe. Ohne diesen Wert könnte man die Erde sich selbst überlassen und als Menschheit gehen.

Album:

Maria, Zither und die Liebe (Michaelsbund, 2017)

 

www.monikadrasch.de

 

Videolink:

Monika Drasch und Allan Taylor singen „Crazy Man“: www.youtube.com/watch?v=luZ6Jvb9p_E

 

 

Aufmacherfoto:

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