„Celtic Voyage“ in Wermelskirchen

Es geht um den Vibe

21. Januar 2025

Lesezeit: 4 Minute(n)

Adrian Kunitz, Chef der Kulturinitiative Wermelskirchen, richtet im dortigen Haus Eifgen seit vier Jahren die Reihe „Celtic Voyage“ aus – ein Ort, an dem man in Deutschland auf diese Weise immer wieder einmal auch keltischsprachige Musik zu hören bekommen kann. Im Interview spricht er über die Hintergründe.

Interview und Fotos: Wolfgang Weitzdörfer

Seit wann gibt es die „Celtic Voyage“ im Haus Eifgen?

Wir haben „Celtic Voyage“ Anfang des Jahres 2020 entwickelt, und unser erstes Konzert war damals mit der blutjungen Band Cúig aus Nordirland, die gerade auf der Insel einige Nachwuchspreise abgeräumt hatte. Am Montag, dem 3. Februar 2020, ich weiß es noch genau, begeisterten die Musiker die über hundert Zuschauer, die gekommen waren, mit ihrem Humor und ihrer energiegeladenen Musik. Die Band hat richtig abgeräumt und uns alle weggeblasen!

Warum gibt es das Format, was waren eure Beweggründe dafür?

Da wir schon seit vielen Jahren die Musikszene in Irland verfolgen, wussten wir wie facettenreich traditionelle Musik dort ist und wie spannend gerade junge Künstler und Künstlerinnen diese Musik in die heutige Zeit transportieren und mit den unterschiedlichsten Einflüssen mischen. Da sich die Tradszene über die Küsten Irlands hinaus erstreckt, haben wir die Reihe „Celtic“ genannt, um so all die Musik zu erfassen, in der keltische Einflüsse und auch teilweise die keltische Sprache zu hören und zu fühlen sind. „Voyage“ haben wir deshalb im Reihentitel ergänzt, weil es wie eine Reise durch verschiedene Herkunftsorte der Künstlerinnen und Künstler sowie der darin verwurzelten Musik ist.

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„Das Haus Eifgen ist auf der Landkarte der keltischen Musik definitiv kein unbekannter Ort mehr.“

Das irische Duo Ger O’Donnell & Trevor Sexton

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Wie viele Konzerte finden pro Jahr statt?

Wir planen in der Regel immer fünf bis sechs Veranstaltungen in dieser Reihe pro Jahr, damit die Vorfreude auf das nächste Konzert beim Publikum auch etwas gewahrt bleibt. Eine Übersättigung tritt ja schneller ein, als man meinen möchte. Wobei wir auch versuchen, eine Mischung aus größeren Veranstaltungen und solchen mit kleineren Acts zu machen. Bei Letzteren schaffen die Bands oder Künstlerinnen und Künstler es, eine besonders intime Stimmung, gerade eben im kleineren Veranstaltungsrahmen zu erzeugen. Diese Konzerte nennen wir daher auch passend „Living Room Concerts“.

Wann war klar, dass es nicht bei einer Saison bleiben wird?

Das war schon direkt am Anfang. Denn direkt nach der ersten Veranstaltung haben wir gespürt, dass da ein besonderer Vibe war – im Publikum, aber auch auf der Bühne.

Und wann wurde euch klar, dass ihr mit dieser Musik in der Region eine Nische bespielt?

Auch das war uns von Anfang an bewusst. Wenn man sich in der Konzertlandschaft im Bergischen Land umblickt, gibt es nirgends ein vergleichbares Angebot, da muss man dann schon in die Großstädte fahren.

Was war der Höhepunkt bisher – und warum war das so?

Oh, da gibt es viele Höhepunkte – und wahrscheinlich ist das auch für jeden im Team ein gefühlt anderer. Eines meiner persönlichen Highlights war aber der Auftritt von Ályth McCormack, die mit ihrer unfassbaren und engelsgleichen Stimme sowie den zum Teil in gälischer Sprache gesungenen Songs das Publikum so gefangen nahm, dass man eine Stecknadel aufs Parkett hätte fallen hören können. Ich freue mich, Ályth nächstes Jahr endlich wieder einmal bei uns begrüßen zu dürfen.

Clare Sands aus Irland

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Gibt es Acts, die ihr unbedingt einmal gerne dabeihaben wollt?

Tatsächlich gibt es noch sehr viele Bands und Künstler, die wir gerne veranstalten würden! Ob sich das immer realisieren lässt, ist eine andere Sache. Man darf leider eines nicht vergessen: Die meisten von ihnen reisen aus dem Ausland an, und da muss wirklich alles passen, sodass sie auf ihren Tourneen, die sie oft durch ganz Europa führen, auch bei uns in Wermelskirchen vorbeikommen. Aber auch im Hinblick auf unseren Veranstaltungskalender müssen wir genau prüfen, ob es passt. Denn der ist in der Regel mit weit über hundert Veranstaltungen pro Jahr stets gut gefüllt.

Was ist das Besondere eines „Celtic-Voyage“-Abends?

Ich glaube, das ist schon der vorher erwähnte Vibe. Bei den Abenden passt vieles zusammen: ein tolles Publikum trifft auf außergewöhnliche Künstlerinnen und Künstler oder Bands. Abgerundet wird das Ganze mittlerweile mit Guinness vom Fass und unserem selbst gekochten Irish Stew für das leibliche Wohl. Das Stew bereite ich selbst nach einem Familienrezept meiner irischen Schwiegermutter zu.

Kennt man in der Celtic-Folk-Szene das Format schon oder ist es schwierig, Kulturschaffende ins Bergische zu holen?

Ja, ich glaube, wir können mit einigem Stolz sagen, dass wir uns mittlerweile ein super Stammpublikum erspielt haben, das mit dazu beiträgt, dass die „Celtic-Voyage“-Konzerte zu etwas Besonderem werden. Das haben natürlich auch schon die Künstler und Künstlerinnen gemerkt, und das Haus Eifgen ist auf der Landkarte der keltischen Musik definitiv kein unbekannter Ort mehr.

www.kultin.de

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Aufmacher:
Das schottische Duo Euan Johnston & Andrew Gordon im Haus Eifgen

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

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