Zusammen mit Voodoo Jürgens, Stefanie Sargnagel und dem Nino aus Wien waren sie eines der Highlights in der reichlich schrägen Pseudodokumentation Vienna Calling, die Philipp Jedicke 2020 und 2021 in der österreichischen Hauptstadt drehte und die erst 2023 in die deutschen Kinos kam: das Geschwisterpaar Esra und Enes Özmen aus dem Wiener Arbeiterbezirk Ottakring. Gemeinsam firmieren die beiden als EsRap und bieten arabesken Rap in einem Gemisch aus Türkisch und (hörbar wienerischem) Deutsch in der Tradition von Falco dar. 2019 erschien das Debütalbum Tschuschistan, es folgte 2022 der Longplayer Mamafih. Für die neueste Veröffentlichung haben sich die beiden mit Max Berner (Schlagzeug), Elias Berner (Gitarre) und Victor-Ezio Gabriel (Bass) zusammengetan. Diese drei wiederum spielen unter dem Namen Gasmac Gilmore zusammen. Dabei handelt es sich um eine seit 2002 aktive Wiener Combo, die eher auf fröhlichen Polkapunk, hardrockartige Gitarrenriffs, Balkanbeats und andere Weltmusikklänge spezialisiert ist. Eine erste Kooperation zwischen EsRap und Gasmac Gilmore hatte es bereits 2019 in Form einer Fünf-Stücke-EP gegeben, sie war allerdings durch die Coronapandemie unterbrochen worden. Auf … weil sie Wien nicht kennen sind zudem noch vier Gäste an Trompete, Posaune, Violine und Akkordeon dabei. Das gemeinsame und ausgesprochen kraftvolle, aber nie anstrengende Album thematisiert mal ernst, mal ironisch Identitätsfindung, Marginalisierung, Armut und Heimatlosigkeit. Was die Textinhalte angeht, ist es damit den aktuellen Werken diverser in Deutschland wohnender Nachfahren türkischer Vertragsarbeitskräfte eng verwandt. Nur spielt bei EsRap & Gasmac Gilmore eben alles „zwischen Galata und Riesenrad“, wie es in einem Song heißt. Anspieltipp ist „Freunde dabei“, ein Stück, in dem es um den Support aus der Community geht. Wenn sich die Rezensentin etwas hätte wünschen dürfen, wäre das der Abdruck der Texte im Booklet gewesen. Die Combo hat schließlich einiges zu sagen.
Ines Körver
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