Wir Menschen sind ohne Frage die Verursachenden des Großteils unserer Probleme, sei es die Umwelt betreffend oder unser soziales Umfeld. Die schottische Singer/Songwriterin Kim Edgar, ebenfalls Mitglied der Gruppe Cara, nahm diese simple Tatsache zum Anlass, eine gar nicht so simple Liedkollaboration mit zwölf Kolleginnen und Kollegen einzugehen, die ohne digitale Hilfsmittel gar nicht möglich gewesen wäre.
Text: Mike Kamp; Aufmacherfoto: Clear Photography
Das Projekt in einfachen Worten: Kim Edgar schreibt ein Jahr lang jeden Monat einen Song mit wechselnden Partnerinnen und Partnern, deren Arbeit sie in der Vergangenheit beeindruckt hat. Die grobe inhaltliche Richtung: die Konsequenzen des persönlichen, sozialen und umweltpolitischen Verhaltens der Menschen. Daher der Titel Consequences.
„Consequences war auch ein Spiel, das ich als Kind gespielt habe. Man nimmt ein Stück Papier, schreibt etwas darauf, faltet es und gibt es an die nächste Person weiter, die die Geschichte dann fortsetzt. Während des Lockdowns dachte ich, dass die Zusammenarbeit mit anderen Songschreibenden, die ich bewundere, mit denen ich aber noch nie Lieder geschrieben hatte, mir helfen würde, kreativ zu bleiben. Außerdem war mein letztes Album Held ausgesprochen privat. Daher wollte ich meine Inspirationen diesmal außen suchen, um so vielleicht ein paar Lieder zu schreiben, in denen das Persönliche auch politisch ist. So etwas interessiert mich sehr.“
Eine ebenso unglaublich diverse Liste an Themen wie an Kooperationen! Dabei hat Edgar noch nicht einmal alle Personen erreicht, mit denen sie zusammenarbeiten wollte. Anaïs Mitchell zum Beispiel musste wegen Zeitmangel absagen.
Jedes Projekt ist ein Kind seiner Zeit, und das gilt ganz besonders für Consequences. Vor 25 Jahren wäre es technisch schlicht unmöglich gewesen, weltweit mit so vielen Partnerinnen und Partnern zusammenzuarbeiten. Wie genau gestaltete sich denn die Arbeit? „Das war während des gesamten Projekts sehr unterschiedlich – insbesondere wegen der wechselnden coronabedingten Einschränkungen, aber auch wegen der Wohnorte der Beteiligten. In den meisten Fällen fand das Treffen an einem Tag statt – allerdings mit dem Austausch erster Ideen im Vorfeld und der anschließenden Bearbeitung von Text und Musik. So gab es Zoom-Konferenzen mit Horse McDonald, Dan Bettridge und J-P Piirainen. Mit Boo Hewerdine, Goodnight Louisa und Rachel Sermanni hatte ich das Glück, persönlich zusammenarbeiten zu können – hier waren die Beschränkungen aufgehoben, da sie geografisch in meiner Nähe leben. Bei den anderen gab es eine sehr interessante Mischung von Ansätzen – mit Ideen, die per E-Mail ausgetauscht wurden, wie im Fall von Sexsmith, Le Couteur, Grant und Stone, und einer Premiere für mich bei den letzten beiden: Mit Louis Abbott kollaborierten wir per WhatsApp und mit William Crighton per Facebook-Messenger, während er auf Europatournee war! Nicht erwartet hätte ich, wie viele Mitwirkende bereit waren, sich an den Aufnahmen zu beteiligen und den jeweiligen Song fertigzustellen – viele von ihnen taten dies aus der Ferne, weil sie technisch dazu in der Lage waren. Es war aber auch ein Vergnügen, mit Horse McDonald und Rachel Sermanni persönlich im Studio zu arbeiten. Ich habe aus diesen Erfahrungen viel gelernt.“
„Vor 25 Jahren wäre es technisch unmöglich gewesen, weltweit mit so vielen Partnerinnen und Partnern zusammenzuarbeiten.“
Apropos Studio, jeder Song bedurfte in der Regel einer Nachbearbeitung beziehungsweise eines Arrangements. Das erledigte Kim Edgar mit dem, was sie ihr „kreatives Team“ nennt, bestehend aus dem Produzenten und Schlagzeuger Mattie Foulds, dem Bassisten Kevin McGuire sowie Mikey Owers, der für Blechbläser, E-Gitarre und zusätzlichen Gesang verantwortlich zeichnete. Bevor jeder Song gemastert wurde, bekamen ihn die Künstlerinnen und Künstler noch einmal zu hören, um entweder ihr Einverständnis zu geben oder Änderungen anzuregen.
Herausgekommen ist ein akustisch bemerkenswert einheitliches Album mit inhaltlicher Intelligenz und Diversität, was ohne die finanzielle Unterstützung von Creative Scotland nicht möglich gewesen wäre, wie Kim Edgar nicht müde wird zu betonen. Ein Album, das ganz gewiss zu den erfreulichsten Resultaten des Lockdowns zählt.
Videolinks:
Ron Sexmsith & Kim Edgar, „Any Wishing Star“: www.youtube.com/watch?v=6FHqs74AIZ0
Horse McDonald & Kim Edgar, „Save Myself (Run Away)“: www.youtube.com/watch?v=7ATBKASR3dQ
James Grant & Kim Edgar, „Cornerstone“: www.youtube.com/watch?v=03dX9pn3AHY
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