Good-Good-Festival

Tuareg-Trance trifft Brasil-Groove, Diverse Spielorte, Göttingen, 14.+15.6.2024

11. Juli 2024

Lesezeit: 3 Minute(n)

Die Welt zu Gast in Göttingen: Beim diesjährigen Good-Good-Festival traten zwölf Bands aus fünf Kontinenten auf. Auf fünf Bühnen gab es am Freitag und Sonnabend, den 14. und 15. Juni, mitreißende Worldklänge zu erleben. Hunderte von Weltmusikfans strömten zu den Konzerten und tanzten ausgelassen oder hörten aufmerksam zu. Das Publikum war größtenteils jung und international – überall hörte man Sprachfetzen auf Englisch. Der Festivalinitiator und künstlerische Leiter Hans Philipp Schubring bot unterschiedlichste Musikstile. Mit kleinem Budget stellte er ein Weltklasseprogramm auf die Beine, dass zeigte, was aktuell in den einzelnen Ländern Spannendes zu erleben und zu hören ist. Damit traf er den Nerv der Universitätsstadt und lockte überregionale Festivalgäste.
Text und Fotos: Udo Hinz

Lang war die Schlange der Musikfans am Freitag vor dem Alten Rathaus im Vorfeld des Auftritts von Ustad Noor Bakhsh aus der pakistanischen Provinz Belutschistan. Dieser improvisierte auf seiner Tastenzither Banju meditativ, hypnotisch und ekstatisch. Schnell klatschte das Publikum mit.

Die Acts waren eng getaktet, und so eilten die Besuchenden von einem Konzertort zum nächsten. Im Innenhof des Café Dots wartete eine andere musikalische Welt. Trancebeats vom Schlagzeug, laute E-Gitarren, ein hämmernder E-Bass und beschwörender Gesang: Die vier Wüstenrocker von Etran de L’Aïr im Tuareg-Look aus Niger brachten das Publikum schnell zum Tanzen. Bei dieser energetischen Musik waren viele lachende Gesichter zu sehen.

Die beste Show des Festivals bot das afrofuturistische Kollektiv Fulu Miziki aus der Republik Kongo auf dem Albaniplatz. Ihre Instrumente bestanden aus Müll, waren etwa aus Kunststoffröhren, Plastikkanistern, kleinen Holzplatten und Metallstäben hergestellt – und sendeten ein politisches Signal, aus Müll etwas Positives zu schaffen. Gekleidet waren die Musiker wie außerirdische Aliens. Ihre Musik ging sofort in die Beine und wurde von Hunderten von Besucherinnen und Besuchern gefeiert.

Umjubelt: Bei Bia Ferreira sang das Publikum mit.

 

Im Nörgelbuff warteten derweil schon die Space-Jazzer von Os Barbapapas aus São Paulo. Im Zentrum des Quintetts stand der sphärische Sound einer elektronisch verfremdeten Glasharfe aus gestimmten Gläsern. Dicht gedrängt tanzte das Publikum zu dieser samtweichen und herrlich groovenden Gute-Laune-Musik.

Bei Sonnenschein startete das Festival am Sonnabend im Innenhof beim Dots mit der passenden Musik. Der Göttinger Beatmagier Oskar Hahn mischte elektronische Rhythmen mit Saxofonimprovisationen seines Vater Frank Schöpke zu entspanntem Hip-Hop-Jazz. Urban ging es weiter mit den Rappern von Pseudo Slang um den Rapper Emcee Sick. Poetische Raps verwoben sich mit den Beats vom Turntable. Auf dem Albaniplatz spielte unterdessen die achtzigjährige Bluesikone David Evans aus den USA mit einer Band aus Göttinger Musikschaffenden.

Umjubelt war der Auftritt der Brasilianerin Bia Ferreira und ihrer Band beim Dots. Die energiegeladene und charismatische Sängerin hatte das Publikum von der ersten Sekunde an im Griff mit Mutmachsongs über die Kraft der Liebe, Polizeigewalt gegen People of Color und Kolonialismus. Zum Schluss sang das begeisterte Publikum laut mit.

Afrofuturismus: Fulu Miziki auf dem Albaniplatz.

Mit Faizal Mostrixx aus Uganda präsentierte das Festival einen Erneuerer der elektronischen Musik auf dem Albaniplatz. Der Soundmeister kreierte tanzbare Avantgarde-Soundgeschichten. Zwei Tänzer setzen diese in Körpersprache um, und ein Sänger sang so unkonventionell, als käme er aus dem Weltall. So klingt Dancefloor der Zukunft. Eher traditionell ging es im Nörgelbuff beim Festivalende zu: Gitarrist Rehman Memmedli aus Aserbaidschan faszinierte auf der Gitarre mit reich verzierten Melodien – sehnsuchtsvoll, romantisch und mit psychedelisch-elektrischem Ton.

Die vielen Besucherinnen und Besucher des diesjährigen Good Good Festivals umjubelten jede der auftretenden Bands und feierten bei Aftershowpartys im Dots bis tief in die Nacht. Der enthusiastische und fachkundige Festivalleiter Hans Philipp Schubring ist mit über fünfhundert ausgegebenen Tickets zufrieden. Zu Beginn des Festivals hatte er sich ein neugieriges Publikum gewünscht. Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. 

Aufmacher:
Wüstenrocker Etran de L’Aïr brachten das Publikum schnell zum Tanzen.

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