Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod

Cem Kaya

9. Dezember 2022

Lesezeit: 2 Minute(n)

Kayas Film erzählt die Geschichte der autonomen Musikkultur der Menschen, die aus der Türkei nach Deutschland einwanderten. Und an den Bildern aus den frühen Sechzigern lässt sich erkennen: Die großen Koffer, mit denen die ersten Gastarbeiter im Zug nach Deutschland reisen, enthalten oft Instrumente – eine Oud, eine Saz, eine Bağlama. Die klingende Verbindung zur Heimat musste selbst hergestellt werden, Schallplatten waren rar und begehrt. Jahrzehnte später gibt es Koffer voller Kassetten in Berlin-Neukölln. Wie einen Schatz bewahrt Ömer Almangade Videos unter dem Sofa auf. Die Doku öffnet Augen und Ohren dafür, wie groß und bedeutend die migrantische türkische Musik im „Gastland“ war, aber auch dafür, wie wenig sie außerhalb der kulturellen Community lange wahrgenommen wurde. Yüksel Özkasay, „die Nachtigall von Köln“, wurde hier groß, Aşık Metin Türköz (Textzeile: „Rindfleisch in Hülle und Fülle“) übte Gesellschaftskritik, Hatay Engin („Ich war vielleicht ’ne Tunte!“) erzählt von der Berliner Szene der Achtziger und Neunziger, Bağlama-Meister Ismet Topcu haut einen um, und Derya Yıldırım bezaubert als folkige Virtuosin am selben Instrument. Die Doku gleicht einer kurzweiligen Collage, reicht historisch vom Anwerbeabkommen über den Anwerbestopp, Ausländerhass und Anschläge bis zur neuen Generation des türkischen Raps mit deutschen Texten. Sie enthält viele nie gezeigte Archivbilder, ist unterhaltsam geschnitten und hat Tempo und Witz. Neben einem Eindruck der Vielfalt zeigt sie überraschende Seiten, Besonderheiten einer Kultur, die so nur in der Fremde entstehen konnte.

Imke Staats

Cem Kaya
Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod (filmfaust & Film Five/WDR, RBB, Arte)

Deutschland, 2022; 96:00; Drehbuch: Cem Kaya & Mehmet Akif Büyükatalay

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