Die Nacht sei ihre größte Inspiration – in der Stille der Dunkelheit seien die Sinne nicht nur am intensivsten aufnahmefähig, es komme alles zur Ruhe und ordne sich neu. Die Nacht lade ein, dass Neues entstehen kann. Diese Einladung hat die pakistanisch-amerikanische Sängerin und Komponistin mit ihrem beeindruckenden neuen Album ausgesprochen. In 2022 erhielt Aftab als erste pakistanische Künstlerin überhaupt einen Grammy für ihren Song „Mohabbat“ vom Vorgängeralbum Vulture Prince. Mit ihrem bereits fünften Werk knüpft sie genau da an. In ihren neun Kompositionen entfalten sie in den Ohren die Tiefe und das Mysterium der Nacht, die keine Grenzen, aber auch keine Vorurteile kennt. So befasst sich Aftab, die erstmals auch traditionelle indische Gedichte vertont, nicht nur mit den wesentlichen Elementen des Lebens wie Heilung, Sehnsucht, Schutz und Liebe. Die politische Aktivistin spricht sich auch kritisch gegen systematischen Rassismus, zügellosen Kapitalismus und die wachsende Ungleichheit und Ausbeutung aus. Wenn man die Augen schließt, wird man unweigerlich von Aftabs hypnotischer Stimme und filmisch arrangierten Songs, die sich zwischen den verschiedensten Genres bewegen, in eine Welt voller Träume und Bilder entführt. Doch am Ende wartet auf uns alle das Licht des Tages, und spätestens da erklingt der Ruf von Aftabs Liedern, zu handeln.
Erik Prochnow
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