Es geht quer durch die Stile US-amerikanischer Rootsmusik: Auf ihrem sechsten Album lässt die Band aus Schweden allerhand zusammenkommen, steht mal irgendwo zwischen den Byrds und Dylan, um in „Tryin’ To Look Good“ Bo Diddley zu huldigen und mit „Short Movie“ einen lockeren Countryshuffle abzuliefern. Bei aller Liebe zu Americana blicken sie aber aus skeptisch-europäischer Perspektive auf das Land, wie in „Half-American Blues #2“ deutlich wird: „With Coca-Cola and Florida juice / I had the half-American Blues“. Während Songschreiber Anders Lindh eher einem Dylan’schen Sprechgesang folgt, setzt die weibliche Stimme des Sextetts besondere Akzente: Åsa Källén-Lindh glänzt etwa in „Walking The Lawn“ auf eine Weise, die an englische Volksängerinnen erinnert. Das Lied würdigt den hundertjährigen John Moore, der während der Pandemie von Haus zu Haus ging, um Spenden zu sammeln und so zum „Sir“ wurde. Der Zustand der Welt, die Suche nach Hoffnung und der Versuch, trotzdem an einem Sonntagmorgen gut auszusehen: Die Schweden suchen ihren Weg aus der Misere – und singen den Ohrwurm „Running For My Life“ zu karibischem Rhythmus. Das Pfeifen im skandinavischen Wald.
Volker Dick
Esinam & Sibusile Xaba
Healing Voices (W.E.R.F. Records)
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