Zwei Männer mit Gitarre auf einem Steg des Wallersees. Dort, im Salzburger Seenland, hat die Clempanei – bestehend aus den Südtirolern Georg Clementi und Ossy Pardeller – ihre Lieder aufgenommen. Die ersten Gitarrentöne von Pardellers und die Stimme Clementis lassen aufhorchen. Die zwei haben etwas zu sagen. Ruhig und intensiv stoßen sie gleich zu Beginn „Die großen Fragen“ an. Etwa: „Warum ist der Krieg so schrecklich traurig, warum die Luft so schmerzhaft klar?“ Und, als Kontrast: „Wofür brauch ich den Hund, wenn mein Wollmantel im Regen genauso riecht?“ Augenzwinkernd bricht Clementi immer wieder die Schwere der Fragen, die er anspricht. Doch er hat ein gutes Gefühl, wo Humor keinen Platz hat. Wenn er etwa dem alten Josh auf dem Sterbebett die Hand hält, der alte Mann innehält und sagt, „Isch a schians Leben gwesn.“, und er Josh zuletzt fragt, wozu es denn gut war, kann er ob seiner dummen Frage nur hadern. „Der Josh“ ist wie „Tag für Tag“, die ergreifende Geschichte eines ghanaischen Bauern, der als Tomaten pflückender Arbeitssklave in Apulien endet, eine Erzählung mit gesungenem Refrain und auf den Punkt gebrachter Gitarrenbegleitung. Kernthema des Albums ist die Liebe – nicht nur in Form von Liebesliedern wie die italienisch gesungenen „Uè Carmè“ oder „Quanto“, sondern auch in Bezug auf Nächstenliebe. In „Wer auch immer du bist“, dessen Text von Harald Martenstein im Zeit-Magazin erschienen ist, fordert Clementi von der Kirche, dass sie ihr Konzept „Liebe deine Feinde“ radikal umsetzt. Die Nächstenliebe soll jedem Menschen gelten, sogar Rechtsextremen und Islamisten. Das Lied schließt mit „nur die Sünde hass ich, und mein Hass trifft die Liebe nicht, in diesem Sinne versuch ich mich als Christ – mit wechselndem Erfolg“. Ein wertvolles Album, das Fragen beantwortet und vor allem viele Fragen aufwirft, zum Nachdenken einlädt und manchmal einfach nur Spaß macht. Neben dem kristallklaren Klang besticht das schöne Beibüchlein, das ergänzende Infos über die Entstehung der Lieder enthält.
Martin Steiner
Foto: Janna Ramos-Violante
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