Drei neue Lieder des Hamburger Projekts Karwendel, die uns zum Zuhören bringen. Der Name basiert auf dem Gebirge in Österreich, wohin sich der Singer/Songwriter und Lyriker Sebastian Król seit 2019 immer wieder zum Schreiben zurückzieht. Die Debüt-EP Für den Moment brachte ihm große Anerkennung. Das war 2021, im selben Jahr veröffentlichte er noch Im Lichte der Zeit und im Vorjahr die LP Verbunden sein. Der ziemlich leise Poet setzt stark auf die Faszination der Worte und findet für jedes Projekt entsprechende musikalische Umsetzungen. Diesmal arrangiert er Stimmen, seine, die weich und sensibel klingt, und die von Anna Lübbke und Judith Hallerberg, auf dem warmen Grund folkiger und kammermusikalischer Instrumentierung aus Gitarren, Piano und Kontrabass. So kommen seine Texte optimal zur Geltung, stehen aber nicht im Vordergrund, sondern schaffen ein sehr ausbalanciertes Spiel mit der Musik, überlagern sich, ergeben Harmonien und gewollte Dissonanzen. Die leichten Melodien schweben knapp über der Melancholie. Król schreibt Gedichte und veröffentlicht diese in kleiner Auflage, einige davon setzt er in Musik um. Sie strahlen Ruhe aus, lassen einen innehalten und klar und dankbar über die Möglichkeiten nachdenken, die uns das Leben bietet bei allen reißerischen, toxischen Ablenkungsmanövern. Das ist Medizin für überforderte Großstädter. Kopfhörer auf, Karwendel rein!
Imke Staats






0 Kommentare