Auch Beirut-Mastermind Zach Condon hat Corona offenbar zum Aufräumen genutzt. Der Plan, einige frühe EPs der US-Band für eine physische Veröffentlichung zusammenzustellen, wuchs sich schließlich zum akribischen Durchforsten von Festplatten nach alten, teils Teenageraufnahmen aus. Das Ergebnis sind 26 remixte und remasterte, digital und als Doppelvinyl veröffentlichte Songs. Die sortierte der aktuell in Berlin lebende Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist mit Vorliebe für Trompete und Akkordeon in vier Themenblöcke. Schon im ersten wird man der frühen Lust Condons gewahr, Weltmusikalisches wie Balkan oder Mariachi Brass in seine Indievisionen einzubeziehen. Und auch die Affinität für besondere Barden – wie er selbst einer ist – verdeutlicht seine Version von Caetano Velosos „O Leãozinho“. Die anderen Teile, betitelt mit „Die Außenseiter“, „Neue Richtungen und frühe Arbeiten“ und „Die B-Seiten“, ausgiebigst und detailliert beleuchtet in den selbstverfassten Liner Notes, dokumentieren z. B. Condons jugendliche Schwäche für Synthesizer, seine allerersten Kompositionen sowie früheren und späteren Leitfiguren. Mit diesem prallgefüllten Doppelpack wird der Musiknerd wohl insbesondere seine Artgenossen sowie hartgesottensten Fans beglücken.
Katrin Wilke
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