Rainer Prüss war bereits in der großen Zeit des Deutschfolks einer der stilistisch offensten Musiker. Der Flensburger beherrscht u. a. Gitarre, Mandoline, Sousafon und spielte Tanzmusik, Rock, Jazz, Irish Folk oder sang in einer A-cappella-Gruppe. Der 1945 Geborene ist vielen Folkfans als ehemaliges Mitglied des Deutschfolktrios Liederjan und als großartiger Konzertinaspieler in Erinnerung. Seine stilistische Offenheit lebt Prüss in seiner neusten Produktion voll aus: Mit der klassisch geschulten Flötistin Elke Andersen hat er ein Album mit kleinen instrumentalen Miniaturen eingespielt. Diese Konzertina-Querflöten-Dialoge sind verspielt, humorvoll und voller überraschender Ideen. Auf der Anglo-German Concertina geht Prüss eigene Wege fernab der irisch-englischen Tradition und mischt Melodielinien mit Akkorden. Die vierzehn Titel des Duos sind als Kopfkino gedacht. Bei „Kruses Karussell“ sieht man vor dem geistigen Auge ein sich drehendes altes Karussell, in „Rushhour“ spürt man die Feierabendhektik auf der Straße und bei „Passage“ klingt der tiefste Ton der Konzertina wie das Tröten eines Dampfers. Das Album liefert vergnügte Musik für offene Ohren und Inspiration für alle Konzertinaspieler.
Udo Hinz
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