„Neue Supergroup des britischen Folk“, so der Waschzettel der Promoabteilung. Gemach, Freunde! Zum britischen Folk gehören auch Schottland und Wales, aber vorliegendes Material ist deutlich englisch orientiert und stammt größtenteils aus der Bodleain Library in Oxford. Die drei Hauptpersonen sind tatsächlich erfahrene Kräfte der Szene, aber Supergruppe? Marry Waterson aus der gleichnamigen Dynastie, Lisa Knapp als seit fünfzehn Jahren innovativ tätige Singer/Songwriterin und Nathaniel Mann, der Wandler zwischen musikalischen Welten und Stilen, sind tatsächlich eine solch außergewöhnliche Kombination, dass sie auch ohne Marktschreierei Aufsehen erregen. Drei sehr individuelle Stimmen teilen sich die Songs fair auf: Waterson singt intensiv, Knapp eher elfenhaft hoch und Mann leicht angeraut. Letzterer bedient unzählige Instrumente, was punktuell noch von Produzent Gerry Diver ergänzt wird. Das Album wurde im Lockdown 2020/21 aufgenommen und reicht im Stil von experimentell, verfremdet und programmiert, auch mal ganz minimalistisch bis hin zu Soulanleihen. Weil aber immer wieder folktypische Elemente durchscheinen, ist diese feine, leicht zu Soundfummelei neigende Einspielung auch für diese Zeitschrift interessant.
Mike Kamp
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