Vor über fünfzig Jahren erschien seine erste Schallplatte, vor fünf Jahren hat er sich von der Bühne verabschiedet, und jetzt mit achtzig gibt es noch einen Nachtrag zu seinem Œuvre. Hier und dort tourt er nicht mehr, aber er ist noch da und präsentiert jetzt, was er noch singen wollte. Zwischen Frau Klotzke damals und Hölderlin heute liegen jede Menge Leben, Erfolge, Irrtümer, Krisen, Enttäuschungen, Erfahrungen und Veränderungen. Mit Versen von Hölderlin umrahmt er seine Lieder auf diesem Album, das von Resümee, Trennungs- und Abschiedsgedanken geprägt ist. Der Sommer ist für ihn vorbei, der Herbst, der November sind da, der Winter wird gelobt. Volkslieder, Texte aus der Romantik, Bach, Brahms und Chansons sind zu hören – eine für den Liedersänger typische Mischung. Es überwiegt die Melancholie, aber es gibt auch ein bisschen Marx und Theodorakis sowie eine Stellungnahme gegen Kriege. Er singt mit gereifter, dunkler Stimme, ein Chanson zusammen mit seinem alten Kumpanen Reinhard Mey, gleicher Jahrgang. Man hört, wenn man diesen süffigen Wader-Sound mag, auch dieses weitere (Abschieds?-)Album gerne, und wenn er doch noch einmal irgendwo aufträte, wäre der Schuppen sicher wieder voll.
Rainer Katlewski
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