Eine musikalische Reise rund ums Mittelmeer. Süditalienische, katalanische und südspanische Formationen sprengen mit ihrer Musik lustvoll geografische und gedankliche Grenzen. So auch das apulische Trio La Cantiga de la Serena. Ein Schwerpunkt des Albums bilden sephardische Lieder. Die Juden Südspaniens ließen sich nach ihrer Vertreibung 1492 in der arabischen Welt, im Osmanischen Reich, aber auch in Süditalien nieder. Das Titelstück „La Novia“, die überschwängliche Liebeserklärung an die Braut, wird auch nach fünfhundert Jahren in vielen Ländern noch häufig gesungen. Zwei der Lieder stammen aus Syrien und dem Libanon. Die Gruppe um Fabrizio Piepoli, Giorgia Santoro und Adolfo La Volpi spielen eine Vielzahl von Instrumenten. Neben Gitarre, Kontrabass, Oud, Laute, Flöten und Percussioninstrumenten beeindrucken ihre Gesangsparts. Ungewöhnlich am neuen Album der Cantiga sind zwei Barockstücke – „La Tarantella“ von Cristoforo Caresana und „Si Dolce È’L Tormento“ von Claudio Monteverdi. Das Trio zeigt damit auf, wie stark sich italienische Komponisten der E-Musik von der Volksmusik Süditaliens beeinflussen ließen. Ein durch und durch spannendes Werk.
Martin Steiner
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