Nell’Attimo, „im Augenblick“. „Das zerknüllte Gesicht im Spiegel, wie ein zerknülltes Notizbuch. Und doch bin ich nicht so alt, um nicht wie die Kinder Eiscreme zu lieben.“ Der übersetzte Textausschnitt spiegelt einen Moment des Lebens eines alternden Mannes wider, der zurückblickt, über eine unbestimmte Zukunft sinniert, aber auch im Jetzt leben will. Pippo Pollina setzt sich ans Klavier oder greift in die Saiten seiner Gitarre und lässt seine Gedanken und Gefühle frei schweben. Einmal fliegen sie in Form eines Kinderschuhs über einen Spielplatz. Daraus entsteht eine ganze Tragikomödie. Pollinas Stimme ist etwas rauer, erdiger geworden. Hin und wieder akzentuieren ein Klarinettensolo, ein Cello und ein Akkordeon die Stimmung. Acht der zwölf Lieder sind Neukompositionen, die er in zwei Wochen schrieb. Eines der Lieder, „Aspettando Che Sia Mattino“ schrieb er 1986 für einen Freund. Der Ohrwurm passt hervorragend zu Pollinas aktueller Reflexion über Beziehungen, ihr Werden und Vergehen und seinen eigenen Platz in der Welt. Ein ruhiges, eingängiges Album über einen Planeten und seine Menschen.
Martin Steiner
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