Treffen sich ein US-Amerikaner, ein Deutscher und ein Chilene in einem Berliner Studio. So könnte ein Witz beginnen. Aber Joseph Jakubczyk, Henric Hungerhoff und Tomás Peralta González steht der Sinn meist nicht nach Scherzen. In ihren selbst geschriebenen Songs beleuchten sie die verschiedenen Seiten des Lebens aus unterschiedlichen Perspektiven, autobiografisch gefärbt, aber über das eigene Erleben hinausgehend. So schlüpft Jakubczyk in „Dust Devil“ in die Rolle seines Großvaters, der mit unbekanntem Ziel gen Westen aufgebrochen war. Musikalisch überrascht das Stück durch seinen mit Horn und Trompete beschworenen New-Orleans-Touch. Solche Jazzanklänge bleiben eine Ausnahme auf dem dritten Album des Trios, das sich ansonsten zwischen Folk und Bluegrass bewegt. Mal gibt es einen der derzeit angesagten Mitgrölrefrains („Tilted Room“), dann würzt ein kleines wildes Mandolinensolo das Lied „Too Weak to Dig“ oder der Bluegrassklassiker „I’m Coming Back“ bekommt durch Orgelin- und -outro etwas Sakrales. Heraus ragen der atmosphärische Opener „Tucson“ und die schöne Ballade „Vienna“. Leider hält dieses Niveau nicht jeder Song, manches zieht eher belanglos daher. Aber die Stärken bleiben.
Volker Dick
0 Kommentare