Es ist ein persönliches, intimes Album geworden, das der Emdener Musiker und Malbrook-Chef Wolfgang Meyering zusammen mit dem JAMS-Bassisten Michael Waterstradt aufgenommen hat. Der Titel Rucht ist niederdeutsch und steht für „Dämmerung“. Die elf Tracks wurden live aufgenommen und von Meyering sparsamst mit Overdubs versehen. Er spielt Mandoline, Mandola, Gitarre und – Meyering singt. Mit einer rauen Stimme, die nach Ostfriesentee mit Kluntjes klingt, trägt er in plattdeutscher Sprache seine Lieder vor, die voller menschlicher Wärme sind, die Vergangenheit reflektieren, aber auch nach vorne blicken und das wertschätzen, was dazwischen liegt: die Liebe und das Leben. Meyering besingt seine Tochter in „Katteekerken“ („Eichhörnchen“), seine Frau in „Mien Leev/Elles Mazurka“ und erkennt in „Düster Dage“, dass die Liebe in den dunkelsten Stunden am hellsten leuchtet. Musikalisch bleibt Meyering sich treu, seine Kompositionen fußen in der Trad-Musik, werden von filigranem Saitenspiel und geerdetem, jederzeit kongenialem Kontrabass mal groovig gezupft, mal elegisch gestrichen begleitet. Sparsame, effiziente Arrangements lassen den Texten der elf wunderbaren Lieder viel Raum, ihre Wirkung zu entfalten.
Ulrich Joosten
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