Über fünfzig Jahre musikalisch aktiv, davon allein vier Jahrzehnte im Bereich Liedermacherei und Dichten, das ist schon eine Leistung, die respektabel ist, zumal die großen Reichtümer dort selten zu erwarten sind. Der Rostocker war in wechselnden Formationen und allein unterwegs. Gestartet im Singeklub KuBa, mit Joachim Piatkowski lange im Duo oder als Liederjan, Wolfgang Rieck hat immer einen sehr bodenständigen Zug in seinen Liedern. Sein neues Album Geben und Nehmen ist eine aufwendige, ausgereifte, eigenständig finanzierte Produktion. Über zwanzig musikalische Gäste mit Violinen, Bläsern und Klavier haben ihn und seine Gitarre unterstützt. Die meisten Lieder sind von ihm, aber auch Theodor Kramer, den er schon öfter vertont hat, ist vertreten, ebenso Tucholskys „Der Graben“. Es sind alles recht nachdenkliche Lieder, die Fragen zur Zeit stellen, nicht direkt pessimistisch, aber mit einem Ernst, der diesen schwierigen Zeiten gemäß ist. Man singt mit siebzig eben anders als mit siebzehn, kein Aufbruch, kein Überschwang, die Stimme, die Lieder verlieren an Schwung, gewinnen an Tiefe. Im Booklet steht ein Mann, Wolfgang Rieck, am Wasser und schaut weit in die Ferne.
Rainer Katlewski
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