Folk am Neckar

Qualität und sonnige Stimmung Burggraben, Mosbach-Neckarelz, 5.-6.8.2022

22. September 2022

Lesezeit: 3 Minute(n)

Mein Entschluss, zu Folk am Neckar zu fahren, stand in dem Moment fest, als ich las, wer Topact am Freitagabend sein würde. Aber es hätte ohnehin nicht viel Überredung gekostet, mich zu meiner dritten Fahrt an den Südrand des Odenwalds zu bewegen. Man fühlt sich auf dem Festival einfach wohl. Großer Pluspunkt ist die Location am historischen Tempelhaus mit Sitzreihen in der Art eines Amphitheaters. Und die Programmverantwortlichen haben ein gutes Gespür für Qualität und spannende Newcomer. So wurde es wieder ein Wochenende, an dem die Stimmung dem sonnigen Wetter entsprach.
Text und Fotos: Almut Kückelhaus

Das Folk am Neckar Festival ist Teil der Reihe „Mosbacher Sommer“ und wird vom Kulturamt der Stadt organisiert. Es richtet sich daher nicht nur an Folkies, sondern genauso an die Bevölkerung der Region.

Dem Menschen verbindenden Ziel entsprechend begann der Freitag interkontinental mit drei Herren aus Chile, Australien und den USA, die sich um ihr Retromikro scharten. Die Yonder Boys spornten sich bei ihrer Mischung aus Bluegrass und Country gegenseitig an. Wie auch allen Nachfolgenden merkte man ihnen an, dass sie sich wohlfühlten. Deutlich lauter wurde es bei den Jolly Jackers aus Ungarn auf der zweiten Bühne. Sie verausgabten sich mit ihrem Folkpunk mit sehr entfernten irischen Wurzeln. Der stark basslastige Sound brachte die Leute vor der Bühne in Bewegung.

Ross Ainslie

Ali Hutton I Jenn Butterworth Fotos: Almut Kückelhaus

Dann kam die Deutschlandpremiere Sam Kellys mit seinen Lost Boys. Dem Sextett aus England eilte der Ruf voraus, eine tolle Liveband zu sein – Vorschusslorbeeren, denen sie mehr als gerecht wurden. Bestens eingespielt, dicht und druckvoll, hatten sie das Publikum in wenigen Augenblicken komplett gepackt. Kellys markante Stimme blieb bei den Balladen oder Shantys mühelos im Mittelpunkt. „Sultans Of Swing“ mit Banjosoli war unglaublich. Allgemeine Begeisterung ringsum. Die mitgebrachten CDs waren ratzfatz ausverkauft.

Sam Kelly Foto: Almut Kückelhaus

Den Samstag eröffneten Tir Nan Og aus Augsburg mit keltisch inspiriertem Rock und über einem Jahrzehnt Auftrittserfahrung. Einerseits motivierten sie die Leute zum Tanzen im großen Kreis, andererseits überzeugten sie mehrstimmig mit einem Song für die Mittelmeer-Rettungsschiffe der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd.

Tir Nan Og Foto: Almut Kückelhaus

Die Entdeckung des Tages waren Napaea aus Graz um Sängerin Katharina Milchrahm. Songwriter-Indiefolk-Country mit einer großartigen Stimme, toller Mundharmonika und viel persönlichem Ausdruck. Hier besteht eine Menge Potenzial.

Sie sind an einer Menge anderer Projekte beteiligt, waren aber trotzdem extra aus Glasgow eingeflogen: Das All-Star-Trio Ross Ainslie, Ali Hutton und Jenn Butterworth spielte mit doppelter Pipespower seine Virtuosität aus. Highlight dabei neben den rasanten Reels Hamish Hendersons „Freedom Come All Ye“, wunderbar gesungen von Gitarristin Butterworth. Im Dezember sind Hutton und Butterworth zusammen mit Jack Smedley als Trio Symbiosis wieder in Deutschland auf Tour.

Yonder Boys Foto: Almut Kückelhaus

John Garner ist keine Person, sondern eine Folkrockband aus Augsburg, die bereits einige Preise gewonnen hat. Gute-Laune-Musik zum Mitsingen, das Richtige zur Primetime.

Trail West sammelten schließlich zu vorgerückter Stunde die verwaisten Runrig-Fans ein, auch sie mit Wurzeln auf den Hebriden und in sechsköpfiger Besetzung. Sehnsucht weckender Sound mit Akkordeon und einigen Songklassikern. Handytaschenlampen erleuchteten das Rund für einen stimmungsvollen Ausklang.

Für das nächste Jahr darf man sich bereits den 4. und 5. August notieren. Dann wird die erste Ausgabe von Folk am Neckar zehn Jahre zurückliegen. Und es wird definitiv wieder Musik aus Schottland geben.

www.folk-am-neckar.de

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