Wer Mordwinien für ein fiktives Land hält, über das ein fiktiver Reiseführer unglaubliche alternative Fakten zusammenträgt, liegt gründlich falsch. Die Republik Mordwinien gibt es tatsächlich, sie liegt zwischen Moskau und Wolga. Die Mordwinen sind eine finnougrische Bevölkerungsgruppe unter starkem russischem Assimilierungsdruck. Nur vierzig Prozent der in der Region Lebenden bekennen sich zu ihrer Ethnie. Grund genug für Ekaterina Modina, Mastermind der 2010 gegründeten Band Merema, immer wieder in entlegene Dörfer zu fahren und dort nach ungehobenen musikalischen Schätzen zu fahnden, diese dann einzustudieren und öffentlich zu Gehör zu bringen. Bereits das erste, ebenfalls bei CPL-Music erschienene Album Kezeren Koiht stürmte 2020 und 2021 die Weltmusikcharts. Es konzentrierte sich damals ganz auf die polyfonen Gesänge der Mokschanen, einer der beiden Hauptbevölkerungsgruppen Mordwiniens. Das neue Album bezieht mehr Instrumentarium und vor allem auch dezente Clubsounds ein, sodass manche Nummern sehr modern, aber dennoch nach authentischem Tribal oder Pagan Folk klingen.
Ines Körver
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