Einen Künstler unterscheidet vom Dilettanten die souveräne Kontrolle über das Material. Was er auf Basis seiner Exzentrik an Einflüssen hinzuzieht, was er kreativ weglässt, wo er spielerisch Standards toppt und gleichzeitig die Regeln unterläuft, wo er zitiert, variiert, mixt und daraus Neues, Originelles entsteht. Mastermind Wade Schuman bespielt auf dem sechsten Album seiner hochgelobten New Yorker Band wieder einmal die Weltmusik-Meisterklasse. Brass & Bourbon, Brooklyn & Basar, Bluegrass & Balafon (westafrikanisches Xylofon) – alles kommt in den großen Gumbo, wird heiß gebrüht und mit exotischer Instrumentierung abgeschmeckt. Kontraaltklarinette, Hulusi (chinesische Mundorgel) und Banjitar geben sich ein Stelldichein mit der omnipräsenten, frenetischen Mundharmonika Schumans in „Sharpening Knives“. Funky, funky, yeah. Von der ersten Sekunde an baut sich elektrisierende Spannung auf in „Paulina“. Unmöglich, die gospelartige Hymne an das Zu-Fuß-Gehen „Walk It Off“ anzuhören, ohne selbst die Bodenhaftung zu verlieren und ins Schwitzen zu geraten. „Too Fat To Fly“? Wir doch nicht.
Martin Wimmer
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