Es gibt eben doch ein Sechzigerjahre-Rock-Gen. Schon im ersten Song erzeugt Graham Nash eine unverkennbare Stimmung, die selige Woodstock-Zeiten heraufbeschwört. Einst Mitglied der Hollies und mit Crosby, Stills und Young das britische Viertel einer der ersten Supergroups, trat er längere Zeit eher als Fotograf, Philanthrop und Aktivist in Erscheinung. Auf Now spielt er nun noch einmal alle seine Stärken aus. Beatleesk und kammermusikartig, soft- und protestrockig schließt er nahtlos an seine Glanzzeiten an. In „Golden Idols“ prügelt er unverhohlen auf „Make-America-Great-Again“-Anhänger ein, auch „Stars And Stripes“ ist ein desillusionierter Blick auf das Land, in das er einst auswanderte. Die fragende Komplexität der frühen Texte ist dabei oft einer souveränen Gewissheit gewichen. Wer mag dem 81-Jährigen das verdenken. Dennoch sind selbst die formelhaften Songs wie „Stand Up“ oder die Buddy-Holly-Hommage „Buddy’s Back“ immer noch unpeinlich bis ganz okay. Richtig bei sich selbst ist er aber in den stillen, reflexiven Momenten wie in „Follow Your Heart“.
Martin Wimmer
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