Der Schallplattenmann

Plattenläden stellen sich vor

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14. Mai 2023

Lesezeit: 5 Minute(n)

Es gibt sie noch, die feinen Tonträgerfachgeschäfte. In dieser Reihe wollen wir euch einige dieser schönen Läden vorstellen, die auch Folk und Weltmusik im Programm haben und natürlich auch Folk Galore. Diesmal stellen wir euch den Schallplattenmann in Erlangen vor. Ein schöner, gemütlicher Laden mit sehr kompetentem Personal. Das Ladengeschäft wirkt nicht überfrachtet, und doch findet man was man benötigt. Ist eine CD oder LP nicht verfügbar, kümmert sich Inhaber Bernie liebevoll darum.
Text: Christian Pliefke

Stell dich doch mal kurz vor …

Mein Name ist Bernhard Sauer, geboren 1961 in Erlangen.

Wann hast du mit dem Plattenladen angefangen und vor allem warum?

Im Alter von zwölf Jahren packte mich die Begeisterung für Musik – zuerst mittels eines Radiorekorders, bald danach auch eines eigenen Plattenspielers – und hat mich bis heute nicht losgelassen. Mit fünfzehn begann ich als DJ in einem Jugendclub aufzulegen und habe später auch als Bassist in diversen Regionalbands gespielt. Mitte der Achtzigerjahre wurde mir in meinem Lieblingsplattenladen, Zitelmanns Musicland in Erlangen, ein Aushilfsjob angeboten, 1990 wurde ich dort Geschäftsführer und war bis 2004 für die Sortimentsgestaltung verantwortlich. Nach einem guten Jahr Zwischenstation bei der Musikbuchhandlung Discy in Landsberg am Lech eröffnete ich 2007 meinen eigenen Laden, den Schallplattenmann, wiederum in Erlangen.

Was hast du vor dem Plattenladen gemacht?

Abi, Studium der Anglistik und Soziologie auf Lehramt begonnen, eine Ausbildung als Erzieher abgeschlossen, Zivildienst geleistet. Ich bin im Erlanger Kulturzentrum E-Werk DJ gewesen sowie Musikredakteur und Moderator beim Erlanger Lokalradio Downtown. Parallel dazu begann ich, als Aushilfe im Plattenladen zu arbeiten.

Wie viele Mitarbeiter hast du? Und welchen Background haben sie?

Derzeit eine Teilzeitkraft, die ein Praktikum beim Label/Mailorder Glitterhouse Records absolviert und danach beim Hamburger Label L’Age d’Or sowie als freie Promoterin Branchenerfahrung gesammelt hat.

Foto: Ricarda von Tresckow

Worin liegen die Vorteile, zu dir zu kommen, gegenüber einem Onlineeinkauf?

An nachhaltiger Qualität orientierte Sortimentspflege und kompetente Beratung – wer das Dienstleistungsangebot des Ladens kommunikativ zu nutzen weiß, kauft unterm Strich nirgendwo besser und günstiger, von der Ökobilanz ganz abgesehen …

Wie bist du durch die Krise gekommen? Hast du besondere Aktionen gemacht oder machen müssen?

Durch die Krise kam ich vor allem dank des Supports der „weltbesten“ Stammkunden. Ich lieferte je nach Distanz zu Fuß, mit dem Fahrrad oder verschickte Päckchen mit der Post. Manche Kunden erwarben Gutscheine, manche boten mir sogar an, zukünftige Einkäufe vorzufinanzieren. Das lässt deutlich spüren, dass man offenbar nicht den schlechtesten Job macht …

Welche Tonträger und Produkte findet man bei dir im Laden?

CDs, LPs, DVDs und begleitende Musikzeitschriften und -bücher, stilistisch orientiert an anspruchsvollen „Querhörern“ und an Musik, die auf physischen Tonträgern auch wirklich Sinn macht. Das heißt Spezialitäten aus den Bereichen Jazz, Pop/Rock, Singer/Songwriter, Weltmusik und Indie.

Foto: Ricarda von Tresckow

Welches ist das meistverkaufte Album in deinem Laden?

Eines der ersten im eigenen Laden war Raising Sand von Robert Plant und Alison Krauss, aktuell das neue Album von Bob Dylan, Rough And Rowdy Ways.

Welche Alben hast du immer auf Lager?

Diverse Klassiker, die einfach in einen guten Plattenladen gehören, auch wenn man sie vielleicht nicht gerade täglich verkauft, und das sind definitiv zu viele, um sie hier aufzulisten. Beispielsweise Somethin’ Else von Cannonball Adderley aus dem Jahr 1958, nur wenige Wochen nach Miles Davis’ Kind Of Blue in identischer Besetzung aufgenommen, wobei ich den „kleineren Bruder“ fast noch einen Deut gelungener finde als das meistverkaufte Jazzalbum aller Zeiten.

Welche Auswahl an Folk und Weltmusik hast du im Laden?

Auch hier gilt: nur das „Beste aller möglichen Welten“, sprich Länder und Kontinente. 

Foto: Ricarda von Tresckow

Welchen Service bietest du?

Kompetente, kundenorientierte Vorauswahl, Bestellungen, auch Importe, Reservierungen, Versand auf Wunsch. Zudem nehmen wir an Aktionstagen wie dem Record Store Day und der Plattenladenwoche teil, bekommen also auch die meisten limitierten Sonderveröffentlichungen. Wir bieten auch einen Newsletter an.

Machst du auch Aktionen wie einen Pop-up-Shop auf einem Konzert, Festival oder anderem?

Soweit realisierbar, sind wir auch gerne mit einem Stand bei Konzerten vertreten, wie die letzten Jahre beim Nürnberger Bardentreffen oder bei Folk im Park, das hoffentlich spätestens nächstes Jahr als Unten am Fluss eine Fortsetzung auf der Erlanger Wöhrmühlinsel findet.

Wie arbeitsintensiv ist das? Für die Leserinnen und Leser da draußen, damit sie ein Gefühl dafür bekommen, dass das alles Arbeit ist …

Wer mit möglichst geringem Arbeitsaufwand möglichst effektiv Geld verdienen will, der sollte wohl definitiv keinen Plattenladen eröffnen. Gerade in den letzten Jahren haben Digitalisierung und Rationalisierung bei Plattenfirmen und Behörden den Organisations- und Verwaltungsaufwand ums Tagesgeschäft herum gewaltig anwachsen lassen.

Warum sollte man deiner Meinung nach zu dir kommen?

Abgesehen von bereits Erwähntem könnten unsere zahlreichen, offenbar zufriedenen Stammkunden, die zum Teil auch von weiter weg immer wieder gerne angefahren kommen, diese Frage eigentlich besser beantworten …

Magst du etwas loswerden?

Don’t believe the streaming hype! Zum oberflächlichen Informieren beziehungsweise zum Konsumieren einzelner, aktueller Popsongs mag das vielleicht gerade noch taugen, aber für kultiviertes Musikhören führt kein Weg am physischen Tonträger vorbei, je nach Musik und Aufnahme Vinyl oder CD – gerade angesichts der aktuell schwierigen Situation für Livekonzerte immer noch der effektivste Weg seine Lieblingskünstler zu unterstützen!

 

Der Schallplattenmann

Fahrstr. 12
91054 Erlangen

www.derschallplattenmann.de
info@derschallplattenmann.de

Aufmacherfoto:

Foto: Ricarda von Tresckow

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