Eine neue Rubrik im Folk Galore. Wir möchten nicht nur erfahren, was Künstlerinnen und Künstler antreibt, Musik zu machen. Auch die Leserschaft ist uns sehr wichtig. Im ersten Teil von „Publikum. Galore.“ steht Frank Reglin, Mitgründer des Verbandes Profolk e. V., aus Syke im Fokus.
Interview: Christian Pliefke
Name: Frank Reglin
Alter: 77 Jahre
Wohnort: Syke
Beruf: Verwaltungsangestellter in Rente
Interessen: Musik, Fotografie, Bücher, Reisen, fremde Kulturen
Erste CD: keine Erinnerung
Erste LP: keine Erinnerung (ist sechzig Jahre her!)
Lieblingskünstler:innen oder Bands: The Beatles, Doc Watson, The Bothy Band, Eric Clapton, Yamandu Costa, Jaques Stotzem, Gankino Circus, Deitsch, Helmut Debus, Die Grenzgänger u. a.
Erstes Konzert: keine Erinnerung
Bestes Konzert: The Bothy Band aus Irland bei den Syker Songtagen 1977,
Árstíðir aus Island 2012 in Syke
Wie bist du zu Folk- und Weltmusik gekommen?
Ab 1960 durch die Radiosender AFN (American Forces Network) und BFBS (British Forces Broadcasting Service). Von 1964 bis 1974 war ich während meines Urlaubs in den Folkclubs in Liverpool unterwegs, mit Abstechern in die Midlands, nach Schottland und London. Ich lernte meine ersten Akkorde auf der Gitarre durch einen Schulfreund und spielte ab 1960 in diversen Skiffle-Bands. Später, in den Siebzigern, in der Folkgruppe Liberty Ltd. in Bremen. Als Solist kam ich danach über Kinderlieder zum Plattdeutsch und trat dort mit plattdeutschen Autoren aus meiner Region auf. 1970 bot mir der Landkreis Diepholz aufgrund meiner Kontakte zur Folkszene die Mitarbeit bei einem geplanten Festival an. Die Syker Songtage fanden von 1970 bis 1982 statt und präsentierten unter anderem Künstler und Künstlerinnen wie Alexis Korner, Doc & Merle Watson, die Bothy Band, Julie Felix, Colin Wilkie & Shirley Hart, Peter Finger, Hannes Wader, Alex Campbell, Blind John Davis, Liederjan, die Albion Band, Derroll Adams und viele andere mehr.
Du bist auch Gründungsmitglied von Profolk. Was macht ihr, und warum ist der Verband, deiner Meinung nach wichtig?
Im November 1984 wurde Profolk in Göttingen gegründet. Die Grundidee einer Vernetzung der Folkszene war damals so aktuell wie heute. Profolk ist die Interessenvertretung von Musikliebhaber:innen, Musiker:innen, Musikjournalist:innen, Produzent:innen, Musikverlagen, Veranstalter:innen und anderen der Sparten Lied, Folk und Weltmusik. Der Verband ist Mitglied im Deutschen Musikrat und damit auch im Deutschen Kulturrat und leistet Lobbyarbeit für seine Mitglieder und die angeschlossenen Vereine und Verbände. Profolk ist auch Mitglied im European Folk Network (siehe Folk Galore #4) mit Sitz in Brüssel und präsent auf nationalen wie internationalen Fachmessen und Festivals. Mitgliedern bietet der Verband einen Beratungsservice zu Themen wie GEMA, GVL, KSK und anderes. Ein Netzwerk von Kontakten – bundesweit und darüber hinaus – steht allen Mitgliedern zur Verfügung. Profolk existiert seit 37 Jahren, und ich hoffe, dass noch weitere Jahre folgen werden, mit noch mehr Mitgliedern und noch mehr Power.
Seit wann bist du Folk-Galore-Leser?
Seit der ersten Ausgabe.
Welche Artikel interessieren dich besonders, welche weniger?
In erster Linie die Artikel über die Musiker und Musikerinnen, dann aber auch über Projekte/Labels und CD-Neuerscheinungen.
Liest du noch andere Musikmagazine? Wenn ja, welche?
Ein weiteres wichtiges Magazin ist für mich der Folker.
Wie viele Tonträger besitzt du?
Die letzte Zählung in meinem „Folk office“ hat 550 Schallplatten, 205 Musikkassetten, 55 Videokassetten, 36 Vierspurtonbänder und 740 CDs ergeben.
Was davon ist dein größter Schatz?
Eine Sammlung von Schallplatten und CDs über die Geschichte des Tenorbanjos und des 5-String-Banjos sowie eine Cassette mit Kinderliedern, die der englische Gitarrist John Pearse 1976 in einem Hotelzimmer für mich aufgenommen hat, als er Gast bei den Syker Songtagen war. Nicht zu vergessen eine dreißigminütige Tonbandaufnahme von 1970 mit der Kultfigur Alexis Korner und seinem damaligen Sologitarristen Peter Thorup.
Was ist dein unvergessenes Erlebnis?
Die Einladung der englischen Folkgruppe The Spinners, 1964 ihren Folkclub in Liverpool zu besuchen. Dort konnte ich die Gäste Luke Kelly von den Dubliners, den Shantyman Stan Hugill und das Duo The Leesiders kennenlernen. Letztere holte ich danach für Tourneen nach Deutschland, und durch sie lernte ich weitere großartige Musiker und Musikerinnen in England kennen.
Vielen Dank, Frank.
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