Wer ist Joki? Das mag sich mancher fragen, und die Antwort mag enttäuschen, denn es handelt sich schlicht um die Abkürzung für „Johanneskirche“. Diese wiederum ist eine evangelische Kirche in Köln-Klettenberg, im Südwesten der Stadt. Die Gemeinde bietet ein reichhaltiges Kulturprogramm – Hanns Dieter Hüsch liebte es, dort aufzutreten, und auch die Wise Guys unterstützen seit der Anfangszeit. Also doch keine Enttäuschung, sondern ein Versprechen für gute Unterhaltung!
Nicht weit von dort wohnt Gerd Schinkel – über den Journalisten und Liedermacher hat der folker erst kürzlich berichtet. Er und seine Frau Martina – „Organisatorin, immer und überall“, wie sie von sich selbst sagt – hatten 1999 die Idee, bei sich zu Hause kleine Konzerte anzubieten. Nach einem Umbau des Erdgeschosses, bei dem aus drei Zimmern eines wurde, war das möglich und die „Besenkammer“ war geboren. Bis 2013 fanden dort bis zu zwanzig (Privat-)Konzerte im Jahr statt, doch dann wurde es ihnen zu viel und sie wollten damit aufhören.
Der Pfarrerin der Johanneskirche tat dies leid, und sie bot den beiden an, in den Räumlichkeiten der Gemeinde weiterhin Konzerte anbieten zu können, die Ehrenamtlichen dort würden sich um alles kümmern – von Bestuhlung und Bühnenaufbau über Soundanlage und Bewirtung bis hin zur Werbung –, die Schinkels müssten nur die Programmgestaltung übernehmen. Und es sollten dann nur noch vier Konzerte im Jahr sein.
Martina und Gerd Schinkel. © privat
So startete Jokis Bühne am 20. September 2014 mit einem Bluegrasskonzert des Trios Babes in the Grass. Bei den 37 Konzerten seitdem spielten zum Beispiel Marilí Machado, Jean Faure, Harald Haugaard & Helene Blum, Lydie Auvray, Lulo Reinhardt & Yuliya Lonskaya, Norland Wind, Le Clou oder Iontach. Besenkammerkonzerte gibt es seit 2016 sporadisch zusätzlich wieder, wenn weniger Publikum erwartet wird.
Iontach auf Jokis Bühne im Januar 2024. © Martina Schinkel
Am 8. November 2024 wird nun das Jubiläum begangen, wieder mit einer Bluegrassband, die an das erste Jokis-Bühnen-Konzert anknüpfen soll. Zu Gast sein wird die Amsterdamer Band Tennessee Studs, bestehend aus fünf Musikern aus den Niederlanden, Kanada und Schweden mit einer „ganz eigenen, mitreißenden Mischung aus Folk, Bluegrass, Country und Pop“ – virtuos gespielte eigene Songs mit kreativen Kompositionen und witzigen Texten, ergänzt um dazu passende Coverstücke. Das Instrumentarium der seit mehr als zwei Jahrzehnten bestehenden Formation reicht von akustischen und elektrischen Gitarren über Mandoline, Banjo und Dobro bis zu Kontrabass und Cello sowie gelegentlich zu Blasinstrumenten wie unter anderem Tuba, Posaune, Klarinette oder Saxofon. „Puristen der Bluegrass-Szene suchen dann schon mal irritiert nach der Bluegrass-Polizei“, heißt es in der Ankündigung weiter, „doch ein mit- und hingerissenes Publikum liefert gute Argumente, sich von Traditionen zu lösen.“
Die Tennessee Studs. © Promo
Köln ist in den letzten Jahren ohnehin eine Hochburg des Bluegrass geworden, siehe etwa Sabrina Palms Artikel dazu in folker #2.24, es passt also sehr gut. 2025 wird es auf Jokis Bühne Cajun, Latino, Blues und Italienisches zu Hören geben. Irgendwann wollen die Schinkels den Staffelstab gerne weitergeben, doch noch sorgen sie für guten Folk in der Klettenberger Johanneskirche.
Weitere Informationen: https://kirche-klettenberg.de/gemeindeleben/kultur/jokis-buehne/
Titelfoto: Das Team hinter Jokis Bühne (hintere Reihe v. l.: Thomas, Gerd, Günter, Marianne, Stefan; vordere Reihe stehend v. l.: Martina, Regina, Günther, Barbara; vorne Hocke: Anna, Ines). © Tomke Winterboer)
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