Die Musik der Appalachen

Das unterschätzte Country-Powerhouse in den Bergen

7. April 2025

Lesezeit: 2 Minute(n)

Wenn man an große Orte der Countrymusik denkt, kommt den meisten wohl zuerst Nashville in den Sinn. Dabei liegen die Wurzeln des Genres einige Kilometer östlich und nördlich davon – in der Bergkette der Appalachen. Und noch heute hat diese Region einiges zu bieten, das man in Nashville einfach nicht findet.

Text: Ralf Grabuschnig

Wenn man nach den Wurzeln der modernen Countrymusik sucht, landet man irgendwann mit vielen Umwegen bei der Old-Time Music des neunzehnten Jahrhunderts. Eine Mischung aus diversen europäischen Volksmusikstilen mit afrikanischen Einflüssen, zuerst entstanden in den Bergbaugebieten West Virginias, Kentuckys und Tennessees.

Was aber noch viel wichtiger ist: Aus genau diesen Gegenden kommen auch noch heute die mit rebellischsten und unabhängigsten Vertreter des gesamten Genres!

Eine (sehr) kompakte Einführung.

Sturgill Simpson – High Top Mountain

Sturgill Simpson – High Top Mountain

© 2013 High Top Mountain

Als Sturgill Simpson 2013 sein erstes Album als Solokünstler herausbrachte, brach er (zumindest im Nachhinein betrachtet) eine wahre Revolution vom Zaun.

Als Reaktion auf die hyperkommerzielle Countrymusik der Zeit bezog sich Sturgill mit seinem selbst veröffentlichten und selbst finanzierten Album High Top Mountain ganz bewusst auf die Outlaw-Country-Bewegung der Siebziger und vor allem auf Waylon Jennings.

Allerdings mit einem deutlichen Touch Appalachen.

Das Album ist nach einem Friedhof in Simpsons Heimatstaat Kentucky benannt und könnte in seiner rohen Produktion und den teils klassischen, teils aber auch geradezu psychedelischen Sounds kaum anders klingen als das Nashville zu der Zeit.

Mit „You Can Have The Crown“ lieferte er außerdem einen Indie-Klassiker, der bis heute gespielt und endlos gecovert wird. Nicht zuletzt sogar von Post Malone.

Tyler Childers – Purgatory

Tyler Childers – Purgatory

© 2017 Hickman Holler Records, Thirty Tigers

Tyler Childers, ebenfalls aus Kentucky, übernahm spätestens mit seinem 2017er-Album Purgatory” ie Krone der Appalachenmusik von Simpson.

Seine Songs drehen sich fast ausschließlich um die verarmten Gegenden der Appalachen, die Drogen- und Alkoholprobleme der Region und das harte Leben an und für sich.

Im Stil bedient sich Childers noch mehr als Simpson am ebenfalls aus Kentucky kommenden Bluegrass und mit seinem Song „Feathered Indians“ hat er auf Purgatory dem unabhängigen Country ein echtes Monument gesetzt.

Chris Stapleton – Traveller

Chris Stapleton – Traveller

© 2015 Mercury Nashville

Der im Mainstream aber wahrscheinlich bekannteste Künstler der Region (ebenfalls aus Kentucky) ist Chris Stapleton. Er betrat mit dem Album Traveller im Jahr 2015 die Bühne, und die Single „Tennessee Whiskey“ ist heute schon fast ein zeitloser Klassiker.

Die Liste der aktuellen Künstler aus den Appalachen oder derer, die stark von diesen beeinflusst wurden, könnte man aber noch eine Weile fortsetzen: Charles Wesley Godwin, Wyatt Flores, Colter Wall …

Die Zahl der Indie-Musiker und Musikerinnen, die es auch abseits des absoluten Mainstreams schaffen, ein Massenpublikum zu begeistern, wächst.

Wir haben den Appalachen dafür zu danken.

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