Countrymusik klingt heute ziemlich anders als noch in den frühen Neunzigern. Vor allem ist sie in den letzten Jahrzehnten deutlich näher an den Rock herangerückt, und ein Grund dafür mag überraschen: Der Tod des Grunge.
Text: Ralf Grabuschnig
Es gibt da so eine alte Legende in Nashville. Sie beschreibt, wie es gegen Ende der Neunziger zu einem Wandel in der US-Musikbranche kam. Nach Jahrzehnten der Dominanz und einem letzten großen Hoch im Zuge der Grunge-Bewegung begann der Stern der Rockmusik zu sinken.
Im Mainstream wurden Hip-Hop und neue Formen des Pop beliebter, und eine Folge davon war, dass viele Rockproduzent:innen und Studiomusikschaffende von LA oder New York nach Nashville umzogen. Im Country war einfach mehr Geld zu machen, die Infrastruktur in der Stadt war gut, und günstiger leben ließ es sich in Tennessee damals auch noch.
Und das Resultat? Als Resultat wurde der Country-Mainstream ab den Nullerjahren deutlich rockiger und „fetter“ als davor. Weniger George Strait und Alan Jackson – mehr Jason Aldean und Keith Urban. Spätestens seit damals sind Country und Rock nicht mehr zu trennen, und das beweisen auch einige der Country-Neuerscheinungen des letzten Monats wieder.
Hardy – „Girl With A Gun“

Hardy, Girl With A Gun
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Hardy – aktuell sicher einer der „Rising Stars“ Nashvilles – hört man den Neunziger Grunge-Einfluss eigentlich immer an, aber in seinem aktuellen Track doch noch mal deutlicher als sonst. Und „Girl With A Gun“ vom neuen Album Country! ist ohnehin ein hörenswerter Song, der eine coole Storyidee mit einigen unerwarteten Akkordentscheidungen verbindet. Und am Schluss wird das Teil sogar richtig Hardy-typisch metallisch!
Pecos & The Rooftops – „Rock Song“

Grafik Pecos & The Rooftops_Rock Song
(© 2025 Warner Records)
Noch deutlicher ist die Annäherung von Country und Rock über den Verlauf der letzten drei Jahrzehnte aber vielleicht in Texas zu spüren. Die dortige Crossoverszene wächst seit Jahren, und mit Pecos & The Rooftops hat eine ihrer großen Aushängeschilder im Mai ihre neue Single veröffentlicht .
Der Name sagt dabei schon alles: „Rock Song“ ist typisch für genau diese texanische Szene, und man kann sich schon die Frage stellen: Ist das überhaupt noch Country? Ich würde sagen: Ja. Zumindest seit den Neunzigern.
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