David Lübke

Barde, Weltenbummler und Poet

31. August 2022

Lesezeit: 5 Minute(n)

folker präsentiert 

Wie ein moderner Troubadour singt er mit prägnanter, heller Stimme „Von der Liebe“, fragt, „Wie weit zum Horizont“ es ist und nimmt seine Zuhörer mit „Um die ganze Welt“. David Lübke heißt der 26 Jahre junge Liedermacher aus Hannover, der am 7. Mai 2022 mit seinen zupackend lebensbejahenden Liedern und einer erstaunlichen Bühnenpräsenz das Publikum und die Jury des Dieter-Wasilke-Folk-Förderpreises auf der Mühlenteichinsel zu Venne gleichermaßen begeistert.
Text: Ulrich Joosten

Er begleitet sich selbst mit US-amerikanisch geprägtem Folkfingerpicking auf Gitarre und fünfsaitigem Banjo und bringt mit seinen virtuosen drei Bandmitgliedern an Geige, Mandoline und Cello, so die Jury, einen „tollen Ensemblesound mit sehr großem Klangspektrum“ auf die Bühne. Die schlichte Poesie in David Lübkes Liedtexten spricht sein Publikum direkt an, seine Texte haben nichts „Überkandideltes, er kommt sofort auf den Punkt, da stimmt jede Zeile“, sagt Liedermacherurgestein, Sänger und Jurymitglied Günter Gall.

David Lübke hat ein großes Talent, zu Herzen gehende und nachvollziehbare, ehrliche Texte mit eingängigen Melodien zu paaren. Gute-Laune-Songs, die nie trivial sind, gelegentlich mit einem Schuss Melancholie, in Irish-Folk-, Country- und Bluegrassarrangements, die dem Publikum vom ersten Moment an ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

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In Venne kann er endlich wieder vor Konzertpublikum spielen. Im Coronajahr 2020/21 tingelt Lübke noch solo „zu Fuß oder per Anhalter von der Ostsee bis runter nach München“ und klingelt an Haustüren: „Hallo, ich bin David Lübke, Liedermacher auf der Walz, und wenn Sie fünf Minuten Zeit haben, würde ich ein Lied für Sie singen.“ Das funktioniert überraschend gut, seine von Mundpropaganda getragene „Tournee“ bringt ihn bis nach Wien und Graz und hilft dabei, die konzertlosen Monate finanziell zu überbrücken.

David Lübke Quartett Foto: Doris Joosten

„Ich bin in einem musikalischen Elternhaus aufgewachsen“, erzählt der charismatische Sänger, „und zu Schulzeiten durch einen Musiklehrer auf Bob Dylan, Pete Seeger und Woody Guthrie aufmerksam geworden. Erst ein bisschen später bin ich auf deutsche Liedermacher wie Hannes Wader oder Reinhard Mey sowie auf Zupfgeigenhansel gestoßen.“

Wie bei so vielen Singer/Songwritern ist für den angehenden Liedpoeten Bob Dylan der Auslöser des Wunsches, eigene Songs zu schreiben. Er ist beeindruckt von der „Inbrunst in der Stimme, davon, dass die Gitarre ein bisschen so klingt, dass man in den Aufnahmen den Staub von der Straße hört. Daneben haben mich die Texte angesprochen, die Tatsache, dass man neben der Musik auch inhaltlich etwas aussagen kann.“ Bei einer Schulaufführung trägt er seine ersten zwei, drei Lieder vor und begeistert schon damals sein Publikum. „Nach der Schule habe ich meine erste große Reise alleine gemacht und bin per Anhalter nach Irland gefahren, mit der Gitarre auf dem Rücken.“ Er hört in den Kneipen erstmals ein Banjo, lässt sich von einem Iren „so ein bisschen die Tricks erklären“, kauft sich ein eigenes Instrument und schreibt gleich die ersten Songs darauf.

„In meinen Liedern ist es mir wichtig“, sagt er, „in einer persönlichen Geschichte etwas auszudrücken, das die Zuhörer ebenfalls kennen, selbst, wenn sie nicht das Gleiche erlebt haben. Aber möglicherweise erkennen sie das Gefühl, das dahintersteht – das kann Heimat sein, oder Liebe, Angst, Hoffnung … –, und diese Elemente respondieren bei ihnen, ihr Gefühl reagiert darauf und sie verstehen es. Zum Beispiel sagt in ‚Der verlorene Sohn‘ ein Vater zu seinem Kind: ‚Egal, wo du gerade bist, du bist zu Hause immer willkommen!‘ Das kann man als Vater oder Mutter nachempfinden, aber auch als Kind, das unterwegs ist und weiß: Man hat stets ein Zuhause, zu dem man hinkommen kann. Das ist aus verschiedenen Richtungen für die Menschen interpretierbar und nachvollziehbar.“

 

Bandmitglied Moritz Brümmer aus Leipzig hat klassisches Cello gelernt und in Orchestern gespielt, das Instrument aber nicht studiert, „weil es mir schon zu speziell war, nur Klassik zu spielen. Ich habe mich für alle möglichen Musiken interessiert, viel Pop gehört, und dann war ich froh, mit dem Cello auch mal in einer Band musizieren zu können.“ Er spielt in Uniensembles und studiert Musikwissenschaft und Tontechnik. „Aber eigentlich ging’s immer darum: Ich wollte Musik machen und nix anderes.“

David Lübke Foto: Doris Joosten

Max Eisinger, der Geiger der Band, ist gebürtiger Münchner, der in Berlin lebt. Der studierte klassische und Jazzmusiker hat sich von Lübke zum Folk konvertieren lassen. „David war mein erster Kontakt zur Folkmusik, zeigte mir Platten, die er gerne hört. Das war vielleicht das zweite Mal, dass ich Bob Dylan gehört habe. Als wir anfingen, Davids Musik zusammen zu spielen, merkte ich, dass das eine ‚Sprache‘ ist, die ich neu lernen musste. Also habe ich mich ein paar Wochen in meinem Zimmer eingesperrt und aus den Aufnahmen Licks rausgehört. Es folgte schon bald der erste Gig. Der lief gut, und so kam eins zum anderen. Dann stießen Moritz und Filip dazu, und seit 2019 sind wir als Quartett unterwegs.“

Filip Sommer, der Dresdener, ist der Mandolinist der Band und ausgebildeter Orchestermusiker. Er hat klassische Geige und fünfsaitige Bratsche studiert, die er gelegentlich einsetzt, wenn Max Eisinger bei einem Auftritt verhindert ist. Er spielt in verschiedenen Folkgruppen, als er David Lübke kennenlernt.

Das Besondere an ihrer Band ist, sagt der Liedermacher, „dass alle Mitmusiker Virtuosen für sich sind, aber meine Songs musikalisch so einzukleiden verstehen, dass der Text und die Botschaft, das Lied an sich, im Mittelpunkt stehen und sich keiner in den Vordergrund drängt. Im Konzert gibt es die Momente, wo jeder seinen Spot bekommt, in dem er sich solistisch präsentiert. Das ist das Reizvolle an Bluegrass und Folkmusik: Der Text ist das Herz und der Kern der Musik, die Melodie geht in Ohr und Herz, aber außerdem gibt es diese kleinen, musikalischen Höhenflüge. Ich habe die große Hoffnung, dass diese Art von akustischer, handgemachter Musik, die keinen technischen Schnickschnack braucht, immer Bestand haben wird. Weil sie nicht nur mich, sondern auch viele andere Menschen auf einer instinktiven, ursprünglichen Ebene berührt und zu Herzen geht.“

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www.davidluebke.de

Videolinks:

„Von der Liebe“: www.youtube.com/watch?v=wJSd9WViHt4

„Leb wohl du kleine Stadt“: www.youtube.com/watch?v=Vprfh_hlBJM

„Was du in mir siehst“: www.youtube.com/watch?v=dj_bYnF6Iiw

Aktuelles Album:

Von der Liebe (Timezone Records, 2020)
David Lübke Quartett Foto: Promo

1 Kommentar

  1. David Lübke war Thema in einer Sendung der WDR5-Reihe „Liederlounge“: Neue Lieder, neue Macher – mit Karl die Große und David Lübke.
    Es geht darin um die auch von Ulrich Joosten angesprochene Walz. Dazu gibt es Musikbeispiele.
    Unter https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-liederlounge/audio-neue-lieder-neue-macher—mit-karl-die-grosse-und-david-luebke-100.html ist die Sendung verfügbar, allerdings nur noch bis zum 17.09.2022. Um David Lübke geht es etwa ab der Mitte.

    Dann erlaube ich mir noch mitzuteilen, dass es unter https://folk.behwo.de/venne18/DW-Foerderpreis/DLQ/index.html einige Bilder vom Auftritt der Gruppe beim Dieter-Wasilke-Folk-Förderpreis in Venne gibt.

    Danke.

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