Welche Rolle spielen Führungspersonen einer Band bei der Instrumentenwahl?
Ich bin in der glücklichen Lage, dass mir immer allergrößtes Vertrauen entgegengebracht wird. Ich kann meistens selbst entscheiden, was ich spiele. Manchmal gibt es eine Idee beim Proben oder eine Vorgabe aus einem bereits aufgenommenen Song. Meistens biete ich selbst etwas an. Ich kann gut auch erst im letzten Refrain einsetzen. Oder wie bei BAP oft nur Tamburin spielen, weil ich dem Song so am meisten nutze.
Welche Qualitäten braucht man, wenn man einem Bandleader wie Wolfgang Niedecken zuarbeitet?
Bei BAP bin ich nicht nur Sidewoman. Zusammen mit meinem Mann bereite ich seit 2014 die Touren musikalisch vor und produziere die Alben. Es ist wichtig die Musiker und Musikerinnen zu kennen, die Wolfgang geprägt haben, aber auch die Tradition von BAP. Es ist spannend, den Spagat zu finden zwischen dem, was BAP für viele Menschen seit Jahren bedeutet, und der musikalischen Gegenwart der Band. Dies authentisch und mit liebevollstem Respekt zu verbinden, ist eine schöne Herausforderung.
Fühlst du dich als Sidewoman wohler oder wenn du im Zentrum der Aufmerksamkeit bist?
Grundsätzlich bin ich auf jeden Fall am liebsten in der zweiten Reihe. Momentan rücke ich bei meiner Band The Joni Project etwas mehr nach vorn, aber da sind wir zu dritt – Iris Romen und besonders Stefanie Hempel erzählen als geübte Frontpersonen wesentlich mehr als ich.
Bitte erzähle etwas vom Joni Project.
Mit unseren Arrangements möchten wir die Songs von Joni Mitchell greifbarer machen, ohne deren Grundgefühl zu verlieren. Die Originale, vor allem die frühen Alben, sind ja eher sparsam, fast spröde inszeniert. Mithilfe unseres dreistimmigen Gesangs kann man Jonis ungewöhnliche Harmonik besser verstehen. Wir stehen mit sechzehn Instrumenten auf der Bühne und gestalten die Songs sehr farbig und abwechslungsreich. Dabei nehmen wir musikalisch großen emotionalen Bezug auf ihre Texte, die uns sehr wichtig sind. In den Konzerten erzählen wir kleine Geschichten und Anekdoten zu Joni Mitchell, ihrem Leben und ihrer Musik.
Gibt es die Songs schon als Album?
Ja, Shades Of Blue erschien am 3. November – kurz vor Joni Mitchells achtzigstem Geburtstag. Wir haben es fast so aufgenommen, wie wir es auch live spielen. Erdig, warm und ehrlich, ohne viele Overdubs. Bei einigen Songs habe ich zusätzlich ein Streichertrio, -quartett oder großes Orchester arrangiert und gespielt. So kann man emotional noch einen Schritt weitergehen, dem Text und der Stimme ein breiteres Bett bereiten, sie liebevoll umhüllen.
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