Musik hat eine ökologische Seite: Wie nachhaltig sind beispielsweise Gitarren gefertigt und inwieweit wird dabei Arten- und Klimaschutz berücksichtigt? Die Perspektive betrifft die, die die Instrumente bauen, wie auch die Musikschaffenden als deren Kundinnen und Kunden. Wie reagieren Gitarrenbauer oder der Instrumentenhandel auf Nachhaltigkeit, und stößt dies auf Nachfrage?
Text: Udo Hinz
Die heimischen Gitarrenbauer und -bauerinnen beschäftigen sich meist seit Jahren mit nachhaltigem Instrumentenbau. Die Intention des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES), das unter anderem den Schutz tropischer Bäume regelt und die Nutzung bestimmter Holzarten verbietet, ist in vielen Betriebe verstanden. „Für mich ist Gitarrenbau schon immer nachhaltig, und so habe ich das von Anfang an betrieben“, sagt Gitarrenbauer Christian Stoll aus Waldems-Esch in Südhessen. Werner Kozlik, Gitarrenbauer der Munich Guitar Company mit der Eigenmarke Stevens: „Wir verwenden europäische Hölzer wie Olive, Esche, Eiche und diverse Obsthölzer, vor allem für den Korpus. Die Deckenhölzer sind ja meistens Nadelhölzer, und hier gibt es genügend Auswahl aus dem Alpengebiet. Für die harten Hölzer, etwa für Griffbretter, haben wir gute Erfahrungen mit Mooreiche gemacht. Ebenso ist hier heimische Robinie geeignet.“ Der Münchener merkt kritisch an: „Die Hölzer müssen oft jahrelang vor der Verarbeitung gelagert werden, es gibt meist einen hohen Lagerbestand an inzwischen geschützten und tropischen Hölzern, der erst abgebaut werden muss.“
Ein weiteres Thema: die Lieferkette der Hölzer und Bestandteile. „Wir kaufen nur bei Lieferanten, die diese Lieferkette gewährleisten können“, so Martin Seeliger, Gründer von Lakewood Guitars im hessischen Buseck. „Regionale Hölzer sind nicht per se nachhaltig, sondern nur dann, wenn der Ursprung bekannt ist und der Lieferant nachweisen kann, dass für die Entnahme aus der Natur gleichwertig gepflanzt und bewirtschaftet wird.“ Einen eigenen Weg geht die Firma Hanika Gitarren im fränkischen Baiersdorf. Das Team um Zupfinstrumentenmacher-Meister Armin Hanika entwickelte zusammen mit der TU Dresden tropenholzfreie „native“ Konzertgitarren aus thermomodifizierten heimischen Hölzern. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie prämierte das Projekt 2019 als „ZIM Handwerksprojekt des Jahres“.
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