Heimat Musik

Eine Veranstaltung der Heimat-Akademie Nordrhein-Westfalen Wandelhalle, Bad Oeynhausen, 9.9.2023

3. November 2023

Lesezeit: 3 Minute(n)

In Ostwestfalen gibt es eine Stadt, deren Kurpark älter ist als die Stadt selbst, die dann um den Kurpark herum gebaut wurde: Bad Oeynhausen. In diesem Kurpark befindet sich ein malerisch schönes Ensemble an Häusern verschiedener Stilepochen des Königreichs Preußen, des Deutschen Kaiserreiches und der Weimarer Republik. Zu letzterer gehört auch die Wandelhalle, welche mit ihren hohen Säulen, die im Halbkreis um einen Vorplatz mit Brunnen angeordnet sind, eher an das antike Griechenland erinnert. Das symbolisiere Demokratie und Offenheit, wie sie die Weimarer Republik in der griechischen Polis als Vorbild gesehen habe, sagt man vor Ort. Ebendort fand am 9. September ein Seminar des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen statt mit dem schönen Titel „Heimat Musik“.
Text: Michael A. Schmiedel; Fotos: MHKBD 2023, Berger

Wer nun erwartet hatte, es gehe um regionale Musikkulturen NRWs, womöglich noch in den verschiedenen Mundarten des Bundeslandes, dürfte enttäuscht worden sein. Es ging um viel Profaneres, nämlich um Geld, welches aber – und da wird es für folker-Leser und -Leserinnen doch vielleicht wieder interessant – für ehrenamtliche Musikprojekte bei besagtem Ministerium beantragt werden kann. „Heimat-Förderung Nordrhein-Westfalen“ nennt sich das Ganze dann, die es nicht nur, aber eben auch für musikalische Projekte gibt, sei es in Form eines „Heimat-Schecks“ über 2.000 Euro, sei es als der mit 5.000 bis 15.000 Euro dotierte „Heimat-Preis für ehrenamtliches Engagement“, als „Heimat-Fonds“ mit einer Anteilfinanzierung von 50 Prozent bei Projekten mit einer Finanzierungssumme zwischen 2.500 und 50.000 Euro, als „Heimat-Werkstatt“ mit einem Zuschuss bis zu 10.000 Euro oder sogar als „Heimat-Zeugnis“ mit einer Unterstützung von bis zu 100.000 Euro.

 

Damit nicht nur Zahlen durch die Wandelhalle schwirrten, gab es nach der Begrüßung und Eröffnung durch Meike Paprotta-Kübler vom Ministerium einen Vortrag von Nora Pempel vom Landesverband der Musikschulen in NRW zu Nachwuchsgewinnung und mehr Diversität durch Musik, gefolgt von drei Praxisbeispielen schon geförderter Projekte: über Jugendarbeit im Musikverein als ständige Herausforderung von Stefan Schauf vom Musikverein Scherfede, über Flüchtlingshilfe durch Musik von Melanie Koerfer vom Flüchtlingshilfeverein aus dem niederrheinischen Alpen sowie über das Minimusical Hermann der Cherusker von André Sedlaczek, das Cord Brüning vom Heimatverein Hiddesen vorstellte.

Diese drei Projekte machten deutlich, was in den Augen des Ministeriums förderwürdig ist: Jugendarbeit durch musikalische Förderung der Jugend zum Beispiel in Blaskapellen, Big Bands oder anderen Ensembles, Inklusion von Geflüchteten durch Festivals multikultureller Musik (Weltmusik) sowie Musicals oder ähnliche Kompositionen, die regionale Themen zum Inhalt haben. Sicher auch anderes, aber diese drei Felder wurden hier vorgestellt. Der Bereich des folker, also Song, Folk & World, ist da durchaus mit dabei, aber nur unter anderem. Der Begriff „Heimat“ wird hier also in keinem Fall rein traditionell verstanden, sondern auch im Sinne von „Heimat schaffen“ oder „heimisch werden“ eben durch gemeinsames Musizieren, egal in welchem Musikstil und welcher Musikkultur. Die Frage des folker, ob man nicht auch die sprachliche Vielfalt an Mundarten in der Musik fördern wolle, wurde bejaht, aber mit dem Hinweis, dass dies dann auch beantragt werden müsse. Das Ministerium mache den Antragsellern dahingehend keine Vorgaben, und Mundart könne auch nicht von oben verordnet werden. Aber es macht schon Mut, so zu vernehmen, dass die im folker propagierten Musikarten gefördert werden können, wenn sich Antragstellende finden.

 

Also, Musikschaffende aus NRW: Stellt Anträge! Und solche anderer Bundesländer: Informiert euch, ob es bei euch nicht ähnliches gibt!

Die Tagung fand ihren Abschluss mit einer Kurparkführung, bei welcher die Teilnehmenden viel erfuhren von Wasserbohrungen, gewinnorientierten Bauern, Heilbädern, Baustilen, politischen Selbstverständnissen und der Heilkraft der Musik, von Kurärzten verordnet.

Informationen und Zugang zur Onlineantragstellung:
www.mhkbd.nrw/themen/heimat

Weitere Links:

Landesverband der Musikschulen in NRW: www.lvdm-nrw.de
Musikverein Scherfede: www.musikverein-scherfede.de
Flüchtlingshilfe Alpen: www.fluechtlingshilfe-alpen.de
Heimatverein Hiddesen: www.haus-des-gastes-hiddesen.de
Stadt Bad Oeynhausen: www.badoeynhausen.de
Wandelhalle Bad Oeynhausen: www.staatsbad-oeynhausen.de/kultur-geschichte/wandelhalle

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Dir hat der Artikel gefallen?

Dieser Artikel ist für Dich kostenlos. Wenn Du unsere Arbeit unterstützenswert findest, freuen wir uns über einen einmaligen Betrag oder eine regelmäßige Spende über Steady. Das Wichtigste auf jeden Fall ist: Danke, dass Du uns liest!"

Unterstütze uns einmalig mit Paypal (an unseren Verlag: Fortes Medien GmbH)

Werbung

L