Die Finnin aus Oulu wird als die allernördlichste Flamencosängerin gehandelt. Tatsächlich ist ihr mit diesem Ausflug in „weißes Land“ ein betörendes, kompositorisch und instrumental (u. a. Geige, Cello) kreatives, feinnerviges Album gelungen. Murtolas Gesang ist ausdrucksstark und facettenreich. Doch auch wenn man sich wie sie zwanzig Jahre mit Flamenco und dem Cante beschäftigt, ist dieser womöglich nie vollends „authentisch“ durchdringbar für nichtspanische Menschen. Diese nähern sich seit Langem gekonnt und überzeugend den Disziplinen des Flamenco wie dem Tanz oder dem Spiel der Gitarre und anderer Instrumente. Doch scheint der Gesang ein „Buch mit sieben Siegeln“ zu bleiben. Zumindest der Rezensentin sind kaum bis gar keine wirklich trefflichen außerspanischen Cantaores oder Cantaoras bekannt (sie lässt sich allzu gerne eines anderen belehren). Dennoch verdient diese zweite „Solo“-Veröffentlichung der mit allen musikalischen Wassern der Sibelius-Akademie gewaschenen Künstlerin großes Lob. Mit einer Schar flamencoversierter Skandinavier (u. a. dem schwedischen Gitarristen Robi Svärd) entstand ein sehr anmutiges Album, das hier und da – etwa durch die Kantele sowie sprachlich – auch zu Hause Wurzeln schlägt.
Katrin Wilke
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